Sonntag, 8. August 2010

Nachtleben in Visby - Fruehstueck in Stockholm
.
21. Etappe: 07./08..08.2010

Visby via Nyhäshamn (Fähre) nach Stockholm (93 km / 2366 km)
Was macht der gemeine Insulaner, wenn es Samstags regnet. Richtig: Er fährt nach Hause. Auf die 14.00 Uhr Fähre komme ich definitv nicht mehr drauf, erklärt mir die nette Kartenverkäuferin - ich könne aber mein Fahrrad in der Autoschlange stehen lassen. Zwei Stunden vor Abfahrt verkauft sie Standby-Tickets und wer Glueck hat, kommt nach 2 Stunden im Regen auf die Fähre. Ich beschliesze die 0.50 Uhr-Fähre zu nehmen, die, wie ich später erfahre auch noch 200 Kronen billiger ist. So habe ich noch den ganzen Nachmittag und Abend fuer Visby. Das die Stadt mittelalterliches Flair verströmt, schrieb ich, glaube ich, schon. Am Samstag wird dies noch authentischer, da viele mittelalterlich gekleidete Gestalten in der Stadt herumtreiben. Zum einem liegt dies am Markt, der im Stadtpark von Freaks aus unterschiedlichen Ländern gestaltet wird. Ich sehe dänische, ungarische, litauische, niederländische aber natuerlich auch schwedische und deutsche Autokennzeichen. Auszerdem wird aber auch mittelalterlich geheiratet, getafelt, gefidelt, getrommelt und getanzt, Feuer geschluckt und gespuckt sowie Theater gespielt. Des Abends geht die Post dann richtig ab. In der Taverne konkurriert die Sirtaki-Combo mit den Mittelaltertrommlern, der R&B-Band im Pub und den 3 Diskotheken, die plötzlich ihre roten Teppiche ausgerollt und die Tuersteher vor die Tuer gestellt haben. Ein irrer Mix.

Randbemerkung: Zwei Gruppen fallen mir in dieser Nacht besonders auf. Einerseits junge Mädchen und Frauen, die mit Bierbuechsen durch die Straszen streifen und wahrscheinlich fuer die Nacht vorgluehen. (Gruppen junger Männer habe ich nicht gesichtet.) Andererseits streifen durch die nächtlichen Straszen von Visby Gestalten, die ihre Fahrräder mit Plastikbeuteln behangen haben, in welchen sie aus den Muelleimern die weggeworfenen Bierbuechsen sammeln. Aufgemerkt: Der Pfand beträgt 0,50 Kronen. das sind 5 Cent.
Nach dreistuendiger Fährefahrt, deren Themse-Feeling-Charakter ich ob der Dunkelheit nicht mitbekommen muss, landen wir gegen vier wieder auf dem Festland. Auch wenn die Begrueszung und der Abschied recht tränenreich waren, danke ich der Insel fuer drei schöne Sommertage. Auf dem Weg von Nyhäshamn nach Stockholm spuere ich schon den Herbst heraufziehen. Ueber die Wiesen zieht der Morgennebel und von den Bäumen tröpfelt der Tau. Auch die Vegetation ist viel ueppiger als auf Gotland. Die ersten Kilometer muss ich mich erst einmal durch die morgengräuliche Stadt finden. Beim Wechseln der Sachen werde ich das erste Mal so richtig von Muecken zerstochen. Doch was mich wenige Kilometer nach Nyhäshamn erwartet, wirft mich fast von Rad. Zur besseren Anbindung der Fähre an die Hauptstadt zimmern die Schweden eine ueberdimensionale Autobahn in die Landschaft. Was ich bis jetzt an schwedischen Autobahnen gesehen habe, war eher beschaulich dagegen - ein- bis zweispurige Highways, auf denen man maximal 100 fahren darf. Streckenweise sind diese Straszen mit unseren Bundesstraszen vergleichbar, so dass auch Fahrradfahrer sie benutzen können. Der Linienbus hält am Rand und ab und zu kreuzt eine Strasze oder man muss einen Kreisverkehr passieren. Doch dies wird eine "richtige" Autobahn.
Gern hätte ich hier die passenden Fotos hochgeladen. Doch muss ich den geneigten Leser vertrösten, da die Computer im Hostel keinen USB-Anschluss haben. Ich bin schon froh, ueberhaupt schreiben zu können, denn in ganz Stockholm fand ich bisher ein Internetcafe. - Manchen Satz schreibe ich schon zum dritten Mal, weil die Sicherheitseinstellung der PCs, die Verbindung alle 10 Minuten unterbricht. Fast hätte ich mir wegen solcher Situationen, aber auch weil ich dann am Abend im Zelt oder sonstwo hätte schreiben können, in Karlskrona ein Mini-Notbook gekauft. Die 2500 Kronen waren schon abgezählt, als mir bei einem letzten Blick auf die Tastatur einfiel, das diese sich ja von der unsrigen total unterschiedet. Auszerdem will ich auch mal wieder ein richtiges sz und ue schreiben.
Auch auf dem Weg nach Stockholm erweist sich die Beschilderung als sehr kompliziert. Manchmal lockt ein Wegweiser dich auf durchaus schöne Pfade und dann aber in irgend einem Dorf dich vor drei möglichen Straszen stehen zu lassen. Meist funktioniert die Regel: Im Zweifelsfall Hauptstrasze oder geradeaus fahren. Leider nicht immer. Heute habe ich uebrigens auf ein und der selben Strecke vier unterschiedliche Wegzeichnungen gefunden. Schlussendlich kommt man am besten, wenn man sich auf die gutbeschildeerten Autobahn-Ausweichstrecken konzentriert, auf denen wahrscheinlich nur mal bei Vollsperrungen mal gröszerer Verkehr ist. Gegen halb zehn erreiche ich Stockholm und kann, da die Tourist-Information erst um zehn öffnet, ein kleines Fruehstueck einnehmen. Im Informationsprogramm finde ich ein kleines, preiswertes Hotel, das ein wenig auswärts liegt. Ich beschliesze- Gott sei dank- es mir vor Buchung anzusehen. Es liegt bezaubernder Weise direkt an einer Schnellstrasze und einer Zuglinie und soll auszerdem plötzlich 950 Kronen kosten. Als die "nette" Dame mir noch erklärt, ich könne in drei Stunden zum Buchen wieder erscheinen, bin ich schnell weg. Weitere Hotel-Einzelzimmer beginnen im 100 Euro-Bereich, so dass ich beschliesze, dem Tipp von "Marco Polo" zu folgen und im Hostel am Malärenkai nachzufragen. Dort finde ich in traumhaft ruhiger Lage ein altes Sägelschiff mit Blick auf die Altstadt von Stockholm. Einziger Nachteil: Es gibt keine Einzelzimmer. Ich werde mir die Kajuete also mit fuenf mir noch Unbekannten teilen. Das wird bestimmt lustig. Doch nun genug geschrieben. Auf mich wartet Stockholm.

Danke fuer Nachrichten aus der Heimat & viele Gruesze an die stillen Leser MO

5 Kommentare:

  1. Hallo Maik, die restliche Familien Oyen, außer Aaron (Silke, Jule) sitzen vorm Rechner und stöbern in deinen Eintragungen bis Stockholm. Wir sind seit gestern aus Rumänien zurück und das neue Schuljahr beginnt dann auch gleich morgen. Wir müssen uns aber erst einmal die Schwedenkarten holen um deinen Weg etwas genauer zu sehen. Jetzt geht es erst mal zum Kaffee trinken in den Garten, bei schönen leicht wechselhaften Wetter. Gestern auf der Rückfahrt gab es reichlich Regen in Böhmen und in Görlitz ist höchste Neißestand seit Aufzeichnungsbeginn. In Polen ist ein Damm gebrochen. Eine schöne nicht zu herbstliche Weiterreise wünschen die Krummenhennersdorfer, sowie Edda und Dieter

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Mike, viele Grüße aus Dresden senden Dir Pia und Kurt. Wir lesen voller Interesse, Bewunderung und ein bißchen Neid Deinen Blog. Wir beschränken uns am Wochenende auf Umrundungen der Seen in der Lausitz, davon sind wir dann abends fix und foxi, unvorstellbar Tausende von Kilometern zu fahren... Deine Eindrücke und Erlebnissse machen die Anstrengung offensichtlich wett und wir wünschen Dir noch viele pannenfreie, ereignisreiche Tage. Die Literatur kommt ja offensichtlich auch nicht zu kurz, den Seume kannst Du bestimmt bei einer der nächsten Bücherladen unterbringen.
    Schöne Zeit noch!

    AntwortenLöschen
  3. Es freut den Reisenden so nette Gruesze aus der Heimat zu empfangen. Seume hatte mit seinen Äuszerungen ueber Stockholm völlig recht. Doch dazu vielleicht mehr im nächsten Block. Jetzt ruft das Stockholmer Nachtleben oder lieber doch das Bett ..!? (Nach einer halben Stunde Schlaf heute Nacht auf der Fähre.)Hoffentlich schnarche ich in meiner 6 Mann-Kajuete als erstes.
    Beste Gruesze (an diese Schreibung kann man sich wirklich gewöhnen) MO

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Maik, schöne Grüße auch wieder mal aus dem 3-Ländereck, wo Deine (Eure) Reise begann und wo du, wenn du nochmal wölltest, nun der Flutwelle gen der Ostsee folgen könntest. Zur Info: Wir sind mit unserem haus vom Hochwasser verschont geblieben, unser Nachbar Tino hatte den Keller voll, der Übernachbar hat ca. 4m Betonmauer verloren und unsere polnischen und tschechischen Nachbarn haben richtig Probleme. Ansonsten freue ich mich weiter mit Dir über Deine Tour und die Berichte, verabschiede mich aber heute mal für ein paar Tage, will morgen früh mit meinem Vater zum Friedberger Klettersteig ins Tannheimertal fahren....mehr später.

    AntwortenLöschen
  5. Hi Uwe, ich hoffe, ihr habt eine gute Klettertour und ich bekomme davon einen Bericht. Ich bin uebrigens zum Kreuzfahrer geworden, aber dazu mehr im nächsten Post. Liebe Gruesze aus Turku sendet Maik

    AntwortenLöschen