Åland - Reise in ein unbekanntes Land
Geneigter Leser: Es ist mir nicht möglich, dies alles Korrektur zu lesen, auszerdem hat man hierzulande manche Zeichen nicht. Ich bitte alle Fehler zu entschuldigen.
Åland - bis vor Kurzem wuszte ich noch gar nicht, dass es dieses Land ueberhaupt gibt. Doch jetzt kann ich sagen, ich bin da gewesen. Åland ist seit 1921 eine autonome Region von Finnland, welches ja auch erst seit 1918 als eigenständiger Staat existiert, in der 26.500 schwedischsprachige Einwohner leben und das auf ueber 6500 Inseln und Schären. Die Åländer sind stolz auf ihr eigenes Parlament, bei uns wäre es der Landtag, eine eigene Flagge seit 1954 & (ganz wichtig) eigene Briefmarken seit 1984. Auszerdem haben sie naruerlich auch ein eigenes Nummernschild (siehe oben). Entscheidend fuer die wirtschaftliche Prosperität sind vor allem besondere Steuerregelungen, doch dazu später mehr. Åland war ähnlich wie Finnland stets Spielball der Machtkämpfe zwischen Russland und Schweden. Und wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich der dritte. In unserem Falle das noch junge Finnland, denn dem unterstellte der Völkerbund 1921 Åland. Bei Wikipedia findet man weiter interessante Details.
10.08.2010 - 140 km/ 2534 km
Da ich das vorzuegliche Jugendherbergsfruehstueck auskoste und dan noch ein mindestens ein Stuendchen Blog schreibe, komme ich erst nach zwölf los. Nach einem Blick auf die Karte rechne ich mit 70 km bis zur Fähre. Eigentlich hätte ich ja auch von Stockholm nach Turku fahren können, doch ersten will ich auf meinem "Eisenschwein" Stockholm eben so heldenhaft verlassen, wie ich es "eroberte", und was wäre mir alles entgangen! Zwischendurch verfluche ich meine Sparsamkeit, da mein erster Gedanke war, den Vorortzug zu nehmen. Und die Fahrt durch die Stadt ist kein Vergnuegen. Erstens werden aus den angegeben 14 irgendwie 24 km und der Groszstadtverkehr ist doch echt nervig. Nach Stockholm muss ich noch zwei mal feststellen, dass die gewählten Straszen inzwischen Autobahnen sind und fuer mich nicht mehr in Frage kommen, doch dann finde ich einen wirklich traumhaften Weg durchs Inland. Es geht zwar permanent auf und ab., dafuer werde ich aber mit herrlicher Landschaft entschädigt - Birken- und Kiefernwälder, ab und an Tannen und vereinzelte Eichen, viele kleine und grosze Seen und jede Menge Naturreservate, die ich leider nicht durchwandern kann. Am Abend kommt auch noch die Sonne heraus, so dass ich gar nicht aus dem Sattel steigen möchte. Da mir unterwegs nichts passendes ins Auge springt errreiche ich gegen 20.00 uhr Grisslehamn. D.h. zwei Kilometer vor dem Ort radel ich an einem Griechen vorbei, der auch Zimmer vermietet. Normalerweise drehe ich nicht bei, aber in diesem Fall ist die Entscheidung, die ich nach knapp einem Kilometer treffe goldrichtig. Die Bude, die er vermietet, ist zwar abgefahren aber billig. Und das Lamm und der Rotwein mit dem ich anschlieszend belohne sind köstlich. Später lerne ich noch seinen kurdischen Mitarbeiter, der aber natuerlich auch wieder aus Deutschland/ Mannheim kommt kurz kennen. Allerdings ist er auf dem Sprung nach Stockholm, um seinen Bruder zu besuchen. So verbringe ich die Nacht in dem knisterden Holzhaus 2 km vor dem Ort allein.
23. Etappe: Grisslehamn - Marienhamn/ Åland
11.08.2010 - 44 km/ 2578 km
Die Fähren nach Åland, dies vorab, sind fuer die Schweden die Möglichkeit billig Alkohol zu kaufen. Dementsprechend voll sind sie auch und mancher Reisende wenig später. Gleich beim Einchecken lerne ich Oliver aus Bayern kennen, mit dem ich die nächsten 2 Tage verbringen werde. Amuesiert beobachten wird unsere liebe Schweden, wie sie palletenweise Bier, kistenweise Wein und beutelweise Schnaps aus dem Tax-Free-Shop schleppen. D ie zweistuendige Bottsfahrt ist ganz kurzweilig, aber wir werden nach besseres erleben. In Marienhamn steuern wir, nachdem wir verschiedenste Besorgungen gemacht haben, den Zeltplatz an. Heute ist der Abend an dem ich das erste Mal koche: Es gibt natuerlich Spagetti und ordentlich Rotwein, den ich mir auf der Fähre gegönnt habe. Oliver und vielen anderen Alleinreisenden, die ich gesprochen habe, geht es genau wie mir. Zwar hat man alles zum Kochen dabei, doch am Ende geht man lieber doch essen, eh man sich den ganzen Aufwand des Kochens und aufwaschens macht. Eigentlich war mein Kochgeschirr ja auch fuer den hohen Norden gedacht. Doch den ueberlasse ich jetzt Oliver, denn der will noch zum Nordkap.
Turku - Die Kulturhauptstadt Europas 2011
24. Etappe: Marienhamn: Turku/Abo - Finnland
12.08.2010 - 36 km / 2614 km
Nachdem ich am Morgen, während Oliver noch schläft, ein wenig die Umgebung von Grisslehamn erkundet habe, beschliesze ich auch heute schon weiter zu fahren. Die Åland-Inseln sind wunderbar fuer ein paar entspannte Tage in der Sonne geeignet. Man kann herrlich Fahrrad fahren, denn es gibt kaum Erhebungen. Wenn man Lust auf eine Bootsfahrt hat lässt man sich einfach von einer Insel auf die andere fähren. Alle Inlandsfähren sind kostenlos. Man musz nur sehen, dass man abends wieder zurueck kommt oder alles dabei hat. Doch da ich schon genug Inseln gesehen und mir der abendliche Sprung ins Meer gereicht hat, ist die nächste Fähre unser. Fuer lächerliche zehn Euro geht es auf eine fuenfstuendige Kreuzfahrt von Marienhamn/ Åland nach Turku/ Abo. Und wir sind beide begeistert. Oliver, der schon auf ca. 50 Radtouren und 95.000 km alle Erdteile beradelt hat, meint immer nur wieder: "Das ist ja wie in Kanada und Alaska, es fehlen nur noch die Wale." Wir erwarteten beide eine langweilige Fahrt ueber die glatte Ostsee. Doch was wir vor uns aus dem Fenster des Panorama-Cafes, in dem wir uns gleich einen Platz gesichert hatten, sahen, war teilweise atemberaubend. Fast die gesamte Zeit schlängelte sich unsere Fähre durch die Schären und Inselchen Ålands und später der finnischen Ostseekueste. Die Fahrrinne war manchmal so schmal, dass man das Ufer einen Steinwurf entfernt glaubte. Nach jeder Kurve booten sich neue Motive und Perspektiven. Wer mal eine preiswerte Kreuzfahrt machen will, der fährt von Schweden nach Åland, dort vielleicht noch ein bissl kostenlos zwischen den Inseln herum und weiter nach Finnland. Mich kostete der Spasz mit Fahrrad keine 20 Euro. Uebrigens schafften wir es zwischen unseren Fototerminen bei herrlichsten Sonnenschein an Deck, noch das komplette Wohlfuehlprogramm mitzunehmen. Lecker Abendbueffett zu moderaten Preisen und ganz vorn im Bug kurz unter der Bruecke des Kapitäns mit Aussicht auf Meer und Inseln .......ein Besuch in der finnischen Sauna. - So verwöhnt laufen (mit dem Schiff) & reiten (auf unseren Stahlrössern) wir in Turku ein. Herrlichstes Sommerwetter, die Straszen voll Menschen, ueberall Musik und alle Unterkuenfte voll. In Turku startet nämlich heute ein Musikfestival. Mit viel Glueck und ein bissl tricksen bekommen wir noch ein Zimmer im Hostel am Rande der Stadt. Jetzt heiszt es nur schnell Räder abpacken und hinein ins Nachtleben. Turku zeigt sich fuer uns heute Abend von seiner besten Seite. Ein lauer Sommerabend mit Straszen voll Menschen bis weit nach Mitternacht und ueberall Musik - auf dem Markt spielt eine Rockband, am Fluss Aura gibt es erst Klassik, später irgend ein musikalisches Kabarett, bei dem niemand lacht, eine Dia-Show !? und zum Schluss eine Big-Band aus Estland, die, nachdem sie ihren Volksmusikteil absolviert hat, ihre wahre Klasse zeigt. Zwischendrin erleben wir noch die unterschiedlichste Straszenmusik mit dem Höhepunkt auf einer Fuszgängerbruecke, die vom tanzenden Publikum zu afrikanischer Trommelmusik so zum schwingen gebracht wird, dass es nicht möglich ist zu fotografieren.
So verändert sich der Mensch im Norden - Oliver und Maik
Freitag, den 13.08.2010 und auszerdem 49. Jahrestag des Mauerbaues muss man einen Ruhetag in Abo/Turku machen. (24 km/ 2638 km)
Nach dem Fruehstueck verabschiede ich mich kurz aber herzlich von Oliver, den es nun in den Norden treibt, und beschliesze noch einen Tag zu bleiben. Unser Hostel ist eigentlich eine evangelische Fachhochschule, die in der nächsten Woche ihre Studenten zurueck erwartet. Dementsprechend gut ist die Infrastruktur. Es gibt eine Waschmaschine, die ich zu unschlagbaren Preisen (1,20 Euro) sogleich in Besitz nehme. In der Bibliothek sind ausreichend PC mit allen Anschluessen und keinen Einschränkungen zur kostenlosen Nutzung bereit. Man kann kostenlos das Schwimmbad und eine Sauna nutzen. Eigentlich möchte ich gar nicht wieder weg hier. Ich muss mich irgendwann hier echt losreiszen, um noch in die Stadt zu kommen, von der ich dann doch noch ein halbes dutzend Galerien, den beruehmten Dom aus dem Jahre 1300 mit dem Grab irgend einer Königin (Name wird nachgereicht) und das Sibelius-Museum, das nach Eigenangaben die bedeutenste Musikaliensammlung Finnlands beherbergt, sehe. Es ist zwar nicht mit dem Instrumentenmuseum in Leipzig zu vergleichen, besitzt aber eine huebsche Sammlung historischer Instrumente und speziell einige sehr interessante Tasteninstrumente. In der Jean-Sibelius-Austellung verweile ich ein wenig länger, zumal man an gemuetlichen Plätzchen bei einigen Hörproben und historischen Filmaufnahmen in sein Leben eintauchen kann. Zwischendurch muss ich noch einmal meine Herberge besuchen um Wäsche abzunehmen. Ja, so profan geht es hier zu. Aber wenn man so lange unterwegs ist, werden eh die elementaren Dinge wie Schlafen, Essen und trockene Kleidung und Schlafplätze wichtig. Am Abend lausche ich noch ein knappes Stuendchen gemeinsam mit unglaublich vielen jungen und sehr disziplinierten Leuten einem finnischen Liedermacher mit sehr tiefer Stimme, um anschlieszend noch einige nächtliche Fotoimpressionen mit Stativ zu machen. Die beruehmten finnischen Tango-Tänzer erlebe ich nicht, dafuer in einem kleinen Club nicht minder feurige Salsa-Tänzer.
25. Etappe: Samstag 14.08.2010 -
Turku - Caravan-Camping bei Sokkalla - (114 km/ 2752 km)
Heute arbeite ich morgens in der Bibliothek an der Fortplanung der Reise und meiner Post. Als ich starte ist es bereits kurz nach 14.00 Uhr. Das Fahren fällt mir nach quasi 2 Ruhetagen schwer. Und eigentlich sollte jetzt hier stehen: 100 km die "101" - die alte Strasze von Turku nach Stockholm gefahren und erschöpft ins Zelt gefallen. Aber es kommt mal wieder anders. Doch zuvor noch zwei Bemerkungen: Das Erste, was jeder Fahrradfahrer beachten sollte, wenn er von Schweden nach Finnland wechselt: "Defensiv fahren". Denn dort wo der Schwede fuer Fussgänger und Radfahrer bremst, gibt der Finne Gas - besonders am Zebrastreifen.
Das Zweite dauert jetzt ein bissl länger. Im Reisefuehrer steht: Der Finne sei verschlossener, wenn er sich aber erst einmal geöffnet hat, ...... Die "101" geht wirklich ziemlich gerade Richtung Stockholm. Daneben gibt es die neue Autobahn, so dass der Verkehr sehr erträglich ist. Das einzige, was ich unfair finde: Während fuer die Autobahn Berge abgetragen und Tunnel gebaut werden, muss ich mich durch zugegebenermaszen traumhafte Landschaft mit hunderten von Seen und unzähligen Huegeln bergauf bergab quälen. Unterwegs frage ich an einer Raststätte einige finnische Truckerfahrer ob die "101" auch bis Stockholm mit dem Fahrrad befahrbar ist um später keine böse Ieberraschung zu erleben. Die ziemlich muerrische Antwort ist zustimmend. Auf den gut 100 km, die ich am Nachmittag noch zuruecklege, findet sich allerdings keine Herberge und kein Zeltplatz. Als am Abend Nebel beginnt aufzusteigen und am Wegesrand sich statt eines geeigneten Nachtlagers nur felsiger Kiefernwald in Sicht ist, frage ich an einer Tankstelle noch einmal nach. Dort werde ich wenige Meter weiter in den Wald geschickt. Doch dies erscheint mir so aussichtlos, dass ich das Experiment abbreche. Langsam wird es dunkel und ich eine wenig unruhig. Doch wie so oft auf dieser Reise öffnet sich plötzlich eine Tuer. Caravan-Camping. Ich rolle auf den Platz und treffe Lief. Der Finne, der nur zehn Tage vor mir geboren wurde, wie sich später herausstellt, fragt mich nach dem Woher und Wohin und während ich gerade mit dem Platzwart verhandeln will, wo mein Zelt stehen kann, stellt er mir erst einmal eine Flasche Bier hin und wenig später mich den anderen Campern, die in trauter Runde zusammensitzen. Wenig später ist klar: Ich werde in seinem Wohnwagen schlafen. Damit ist genuegend Zeit noch einige Biere mit den Finnen zu trinken in einer sehr ausgelassenen Runde. Ich verstehe zwar meistens Bahnhof, aber es ist sehr lustig. Eine Finnin um die 50, die sich als Mutter der Kompanie verstellt, bietet mir einen Haarschnitt, das Waschen meiner Wäsche und eine Massage meiner geschundenen Beine. Allerdings nehme ich nur Letzteres an. Irgendwie gelingt es uns gegen Mitternacht den Klapptisch so zusammen zu klappen, dass ich auch wirklich einen Schlafplatz finde, doch jetzt dreht Lief erst richtig auf. Wir kommen vom Hunderste ins Tausendste, umarmen uns vor Freude und drehen uns irgendwann im Kreis. Irgendwann falle ich einfach um, während Lief noch bis zum Morgengrauen mit Rauchen und Biertrinken beschäftigt ist. Irgendwie muss er auch noch im See baden gewesen sein, so wie er es am Abend schon ankuendigte, denn sein nasses Handtuch liegt auf meiner Pritsche. Auszerdem finde ich, als ich am Morgen erwache, einen lauwarmen Kaffee bereitstehen. Lief schläft wie ein Baby nach dem Fuettern. Ich schreibe ihm einen kurzen Brief und mache mich ziemlich gerädert auf den Weg nach Helsinki. - Fazit: Also die Finnen können doch feiern und herzlich sein.
26. Etappe: Sonntag 15.08.2010
Caravan-Camping bei Sokkalla -Helsinki (79 km/ 2831 km)
Immer Sonntags reite ich in eine Hauptstadt ein. Da ich doch recht gut vorankomme, bin ich schon zu Mittag im Hotel, dass ich gestern von Turku aus gemeinsam mit dem fuer Tallin ueber HRS vorgebucht habe. Damit steht der Zeitplan fuer die nächsten zwei Tage. Ein Nachmittag reicht auch fuer Helsinki, denn die Stadt ist schnell erradelt, das Nationalmuseum ist sehr ueberschaubar und in der Stunde, die mir dafuer bleibt, vollständig erkundet und irgendwie fehlt der Stadt das Herz. Vielleicht hat auch deshalb mein Seume diese Stadt 1805 umfahren. Damals war sie aber auch noch sehr unbedeutend. Im Jazzclub gibt es erst am Dienstag das nächste Konzert, im Rockcafe legt ein DJ auf und die Sommerpause in der Oper ist erst am Freitag mit einer Premiere von "Eugen Onegin" beendet. Also verzichte ich heute auf Nachtleben und widme mich meinen Buechern.
Mensch Maik, wenn wir das Foto so betrachten...,
AntwortenLöschenfahr lieber nicht weiter, sonst wird das nix mehr mit Tanzen bei Ecki ;-)
Und das wäre doch schade!!!!
LG
Freut mich, wenn ihr euch um meine Beine sorgt, aber ihr werdet staunen: Schmidtchen Schleicher war ein Gluehwuermchen gegen mich.
AntwortenLöschenHallo Maik,
AntwortenLöschenhabe gerade in der DAZ von Deinem Sabbatjahr und der Radtour gelesen. Toll, bin begeistert! Ich wünsche Dir auf Deiner weiteren Reise ganz viel Kraft, die nötige Gesundheit und auch weiterhin "glückliche Fügungen" (wenn sie nötig sind)!
Sei lieb gegrüßt von Heike (Bollmann) :-)
Danke, Heike, ich habe es geschafft. Sitze seit einer Stunde wieder zu Hause und bin glücklich. Leider habe ich deine E-Mail-Adresse nicht. Vielleicht meldest du dich ja noch mal per Email. Liebe Grüße MO
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