
Hier sieht man den Schweden bei einer seiner liebsten Sonntagsbeschäftigungen neben Rasenmähen und Heckeschneiden - HAUSSTREICHEN - Weiterhin sehr beliebt ist ein Picknick im Wald, Park oder einfach am Straszenrand und der Besuch von den unterschiedlichsten Märkten

Dieses einsame Häuschen war leider nicht frei ....!?
Hier hat Kristian offenbar seinen Opel auf dem Weg nach Konstantinopel abgestellt
Geneigter Leser - Es ist mir nicht möglich, dies alles Korrektur zu lesen. Ich bitte alle Fehler zu entschuldigen.
14. Etappe: Sonntag - 01.08.2010 Karlskrona - Bottorp 93 km
Nach dem gestrigen sommerlichen Tag sieht es heute nach Regen aus und auch die Meterologen prognostizieren nichts besseres. Egal, es gibt kein schlechtes Wetter, nur unzweckmäszige Bekleidung. Das schwedische Fruehstueck ist ein Kapitel fuer sich. Eigentlich bist du danach fuer den ganzen Tag satt. Wenn man glaubt, wir Deutschen lieben es schon deftig, so setzten die Schweden zu all den Dingen wie Wurst, Schinken, Käse, Köttbullar (Fleischbällchen), Schinken, Ruehreiern u.ä. noch ein kräftiges Angebot an eingelegten - seit Heinar wissen wir marinierten - Fischsalaten und anderen sueszsauren Dingen obendrauf. Kein Wunder, dass ich heute wieder erst gegen Mittag aus dem Hotel komme.
Gegen Mittag erreiche ich ein kleines Fischerdörfchen. Die Perser hatten ihr Konstantinopel, die Schweden Kristianopel. Und wie zur Bestätigung steht am Ortseingangsschild ein roter Opel. Aber ernsthaft, irgendwie gerate ich in ein sehr beliebtes Volksfest hinein. Zwischen Kirche und Hafen gibt es die skurillsten Stände -auch viel Plunder -, schwedische Live-Musik - ein Mix aus Shanty und Schlager-, Tombola und Imbissstände. Hier esse ich eine schwedische Spezialität von Kristianopler Hausfrauen bereitet- "Sill med Mos", gebratner Hering mit einer Art Kartoffelmusz und Preiselbeerkonfituere- interessant.
Gegen Abend finde ich einen herrlichen Zeltplatz auf einer Schäre. Umgeben von Wasser, Kuehen & Pferden findet man am letzten Landzipfel einen kleinen Hafen mit Bootshaus, welches als Ferienhaus dient und wie ich später merke, von einer Familie aus Fulda bewohnt wird, und einem Bauernhaus. Dort frage ich auch lieber, ob ich zelten darf. Jedermannsrecht hin oder her.
15. Etappe: 02.08.2010 Bottorp - Schäre bei Oskarsham
Am Morgen 2 Stunden Dauerregen. Ich traue mich gar nicht aus meinem Zelt, welches ich in einer Regenpause nass einpacke. Als ich aus der eiskalten Ostsee komme, werde ich von den besorgten Fuldaern zum Fruehstueck eingeladen. Netter Tagesbeginn.
In Kalmar, der Stadt von der man auf die Insel Öland (kommt wahrscheinlich von öd, sagt man mir) gelangt, bin ich gerade beim fotografieren des Renaissanceschlosses, treffe ich Chris mit seiner Familie, einen Radelfreund aus Dresden, mit dem vor zwei Jahren in einer gröszeren Gruppe mal in drei Tagen von Dresden nach Hamburg fuhr. Das war schon hart - so zwischen 150 & 190 km am Tag zu fahren. Allerdings fährt es sich in einer Gruppe natuerlich auch leichter, da man sich immer dranhängen kann. Ich erinnere mich noch gern an das Erstaunen der 10 Jahre juengeren Fahrer damals, als ich mit meine "15km-Eisenschwein", wie sie es tauften, mit ihnen und ihren 6,5kg-Rennmaschinen mithielt.
Unterwegs auf der Suche nach Kohlenhydraten lerne ich Suoma kennen, einen kurdischen Iraker, der 8 Jahre in Muenchen lebte und sich dann dummerweise einen kleinen Imbiss in Schweden aufschwatzen lies. Seit 3 Jahren ist er nun hier und kommt nicht an . Am liebsten will er verkaufen und zurueck nach Deutschland. Er fuehlt sich nicht respektiert in Schweden, ehe dikriminiert. Seit 3 Monaten will er eine Wohnung in der Region mieten. Und obwohl es ganz viele leere Wohnungen gibt, hat er keine Chance - Ausländer !
Irgendwie summt in mir heute der Blues. Ein Blick auf die Karte zeigt mir, welch kleines Stueck der unendlichen schwedischen Weiten ich erst geschafft habe. Langsam bekomme ich einen riesen Respekt. Was ich auch nicht einschätzen konnte, ist die Tatsache, dass man als Radfahrer natuerlich nicht den kurzen Ostsee-Highway fahren kann, sondern immer wieder im Zick-Zack zwischen Schären und Inland hin und her pendelt und so gut 50 % auf die angegeben Strecken draufschlagen muss. Zum Glueck finde ich am Abend einen traumhaften Naturzeltplatz in den Schären imposanter Sonnenuntergang inklusive.
16. Etappe: 03.08.2010 Oskarham - Visby/ Gotland 24 km (Gesamt: 2001 km)
Als ob ich es gestern schon gespuert hätte, empfängt mich heute morgen tiefer Nebel. Herbststimmung. Also wieder das nasse Zelt einpacken und rauf aufs Radel. Irgendwie brauche ich heute einen Motivationsschub- zumal heute die 2000 km fallen. Ich habe mehrere Optionen: Weiter der Kuestenstrasze folgen, die langen waldreichen Highways durchs Landesinnere wählen oder ab auf die Insel. In Oskarham fährt eine Fähre nach Visby/ Gotland, der gröszten schwedischen Insel. Dort soll es wärmer und sonniger als auf dem schwedischen Festland sein.!? In Oskarham gibt es einen Kaffee und einen Plan. Als ich in Oskarham einfahre, beginnt es zu regnen. Die Fähre liegt am Kai - Abfahrt in einer halben Stunde. Mein Entscheidung ist gefallen: Ab auf die Insel. Leider empfängt mich nicht der im Wetterbericht versprochene Sonnenschein sondern Dauerregen. Auch die Suche nach einem Zimmer entwickelt sich schwierig. Eigentlich wollte ich nicht schon wieder 80,- Euro fuer ein Hotelzimmer ausgeben und die kleinen Huetten auf dem Campingplatz sind auch nicht billiger zu haben. Gerade als ich beschliesze, erst mal in Ruhe mit einem Bier die geschafften 2000km zu begieszen, sehe ich 2 Biker, die mir schon auf der Fähre aufgefallen sind, aus einem Haus treten. Kurze englische Konversation, dass sie ihre Maschinen später in den Hof stellen, und schon sind sie verschwunden. Ich fahre die wenigen Meter zurueck, lese etwas von Hostel und nicht Rauchen und kein Alkohol und lege meinen Finger auf die Klingel. So bin ich bei der Heilsarmee gelandet, wie ich später erfahre. Die lassen sich ihre einfaches Zimmer, welches direkt neben der Buehne des Gemeindesaales liegt, den ich zum Besuch des Bades durchqueren muss, zwar auch gut bezahlen, sind aber wesentlich guenstiger. Und was braucht der Mensch mehr als ein Bett und ein Pläztchen, an dem er seine Sachen wieder trocken bekommt. Visby, die einzige Stadt Gotlands, hat mittelalterliches Flair. Eine fast komplette 12 km lange Stadtmauer, enge Gassen und interessante Häuser. Im Museum kann man bis tief in die vorchristliche Geschichte der Insel einsteigen und in der Domkirche gibt es Cembalomusik. So vergeht ein Regentag. Die Schwedinnen laufen schon mit Gummistiefeln herum, hoffentlich hat das nichts zu bedeuten. Wobei man sagen muss, dass die Schweden sich vom Regen ueberhaupt nicht stören lassen. Da wird auch bei starkem Regen mit oder ohne Schirm und Regenbekleidung flaniert und die Restaurants sind auch drauszen voll. Gestern sucht ich vergeblich nach einem Internet-Cafe. In letzter Minute fiel mir die Bibliothek ein, in der ich mich auch grad noch anmelden konnte, um heute morgen als Erste einen Platz im groszen Lese- und Schreibsaal zu erhaschen. And it is all for free. Nice.
Am Abend belohne ich mich noch mit einem Meat-Buffett (suendhaft teuer) und einem (ich betone einen) Glas Rotwein, den das kostet allein 10,- Euro.
Hej då MO
P.S. Ich freue mich ueber jeden Grusz. Einfach unten Kommentar anklicken und lossschreiben.
Hallo Maik, alle Achtung vor Deiner Leistung, radfahren und schreiben, du musst doch schon Oberschenkel wie Arnold Schwarzenegger haben... Ich schaue zwar nicht oft reinauf Deinen Blog, doch wenn ich ewtas lese, kommt auf jedenfall,und das sage ich nur, um Dich zu motivieren!, Neid auf soviel Freiheit auf. Ich fahre in Gedanken mit Dir mit, hast du das schon mal gespürt? Meine kleine Solo-Tour nach Berlin 2000 war ähnlich interessant, man lernt eben Land und Leute sehr gut kennen. Weiter so. Uwe
AntwortenLöschenMein lieber Uwe, danke fuer die aufmunterden Wort. Das erste Tief ist ueberwundern. 3 Tage Inselurlaub Gotland & Fårö - auch mal ohne Gepäck radeln - haben neue Motivation gegeben. Gruesze an die Familie bis bald und vielleicht endet meine Reise ja bei dir, da wo sie so schön begann. Nochmal danke! MO
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