Mittwoch, 28. Juli 2010

Von der West- zur Ostkueste
Jeder Schwede kennt Åhus vor allem wegen der Schnapsbrennerei




Auf meinem Weg ueber den Truppenuebungsplatz Richtung Vanneberga kreuze ich unter anderem den Artillerivägen







Das ist Moritz - wie aus dem Bilderbuch oder!?

Von der West- zur Ostkueste Schwedens




11. Etappe: 29.07. - Malmö - Åhus - 130 km




Der Wind steht guenstig, es ist leicht kuehl und meist bewölkt - optimales Radfahrwetter. Nach einem Super-Fruehstueck und einer kurzen Sightseeing- und Fototour verlasse ich Malmö Richtung Osten. Ich segle durch leicht huegelige Agrar- und Waldlandschaft. Hie und da ein Bauernhof, ein Gestuet oder ein Golfplatz. Golf so erfahre ich später ist quasi schwedischer Volkssport - nicht so elitär wie in anderen Ländern - und ich werde noch viele Golfplätze sehen. Dort sieht man zwar auch die Leute mit klassischer Golfer-Kleidung, allerdings erspähe ich auch Leute im Trainingsanzug, die mit dem Fahrrad unterwegs sind.




Nach den Tagen in Hotels und Städten habe ich richtig Lust zu radeln und es geht wunderbar voran, so dass ich mir als Tagesziel die Ostkueste setze. Plötzlich lese ich ein Schild "Kristianstad 55" & erinnere mich an die Telefonnumme, die Ingrid mir auf Fehmarn gegeben hat. Eigentlich wollte ich erst morgen da sein, aber es ist erst 17.00 Uhr, das Wetter perfekt und ein paar Körner habe ich auch noch in den Beinen. Zum Glueck zuecke ich sofort mein Handy und erreiche Matz, der gerade einkaufen gehen will. "Morgen wäre schlecht, da will er mit seinen Freunden an die Westkueste, aber heute, gern, Ingrids Freunde sind auch meine Freunde" - Was fuer ein Glueck.! Ich fliege die letzten 50 km nach Åhus und bin puenktlich zum Abendessen da. Es gibt frisch geräuscherten Lachs, Krabben, Salat und Wein. Gegen Mitternacht mariniert Heinar (Konditor aus Bamberg) Erdbeeren (ich wuszte nicht, dass man das Einlegen in Zucker und Schnaps so nennen kann), die es als krönenden Abschluss auf Eis gibt. Ein herrlicher Abend mit anregenden Gesprächen. Auffällig dabei, dass die beiden deutschen Freunde von Matz in dicken Pullovern im Freien sitzen, während Matz und ich in kurzen Hosen herumspringen. Die beiden bitten ihn mehrmals vergeblich doch hinein zu gehen. Es wird immer mit einem "Bald, Gleich oder Später hinausgezögert. Wobei wir bei einer typisch schwedischen Angewohnheit wären: Da die Sommer kurz sind, nutzt man wirklich jede Minute die man im Freien und an der Sonne verbringen kann. - Matz Haus liegt wenige Meter hinter den Duenen. Ueberall im Kiefernwald verteilt liegen buntgefleckt die Sommerhäuser der Schweden. Am Abend hört man die Ostsee rauschen - fantastisch. - Die Frage nach dem schwedischen Jedermannsrecht kann Matz mir nicht wirklich beantworten, obwohl ja in jedem Reisefuehrer davon gesprochen wird.




Einschub: Heute ueberschreite ich die 1500 Kilometer und muss an meine erste grosze Tour 1990 mit Freddy denken, als wir mit den ersten 1000 DM 3000 Kilometer durch Europa radelten. (Da wäre nun Halbzeit. Doch wann ist bei dieser Tour Halbzeit. Ich werde es erst hinterher wissen.) Damals starteten wir am Bodensee und fuhren ueber die Schweiz, Frankreich, Italien, das damals noch existente Jugoslawien, Ungarn, Österreich, die CSSR direkt zurueck nach Sachsen. Einmal ärgerte ich mich, dass wir bewuszt keinen Fotoapparat mitgenommen hatten. Als wir eines Morgens, kurz nachdem wir unseren Schlafplatz in einem Kornfeld verlassen hatten, in ein kleines Dörfchen mit Namen "St. Oyen" kamen. Wahrscheinlich könnte ich mich gar nicht mehr daran erinnern, wenn das Bild in irgend einem Schubfach läge. Die 1000 Meter Anstieg nach Genua werde ich auch nie vergessen, als ein kläffender Hund direkt auf mich zulief und nur im letzten Moment durch ein Auto gestoppt wurde. Oder der Schlafplatz in einer alten Ruine, in der nachts die Ratten kamen. Oder das letzte Hotelzimmer in Wien - der Portier schaute schon etwas komisch, dass wir mit einem französischen Bett zufrieden waren - und wir erst, als wir mit Spiegel an der Decke die ganze Nacht aufeinander rollten. Mit unseren alten selbstgefeilten DDR-Fahrrädern waren wir oft beim Fahrrad-Doktor, obwohl der uns meist ob der Inkompatibilität unserer Teile mit den westlichen kaum helfen konnte. Obwohl wir unsere Räder wegen der schlechten Straszen in Jugoslawien mittels einer 200km-Zugfahrt schonten, kamen wir wortwörtlich auf den Felgen in Schmilka an, von wo aus wir unsere Räder in der S-Bahn nach Dresden brachten. - Ich habe ja in den letzten Tagen noch viel an meinem Rad herumgeschraubt, aber der Wechsel von Kette und Ritzelblock war wohl keine gute Idee. Irgendwie passen die Komponenten nicht zusammen. Die Kette springt. Wahrscheinlich muss da noch mal schwedische Wertarbeit her. Bis Stockholm sollten alle Wehwehchen behoben sein, denn dann wird es ja wirklich etwas einsamer.




12. Etappe: 30.07.2010 - Åhus - Schären bei Saxemara 106 km




(Am Abend zeigt der Tacho seit dem Start auf Usedom genau 1111 km, dazu kommen noch die 593 km auf dem Oder-Neisse-Radweg. Wir nähern uns der 2000)




Nach einem kleinen Fruehstueck und einer kurzen, aber herzlichen Verabschiedung verlasse ich Matz und seine Freunde. Wenige Meter hinter Åhus durchquere ich einen Truppenuebungsplatz der Armee, der fuer jedermann begehbar ist, sofern keine Schieszuebungen stattfinden. Die entnehme ich den Hinweisen an der Schranke, die heute geöffnet ist. Kurz darauf fahre ich einem rastalockigen, strickpulloverbekleideten Radler auf, mit dem ich mir die nächsten 50 km des Weges teilen werde. Moritz ist ein 19 jähriger Abiturient aus Potsdam, der nach einem Praktikum bei einem Bootsbauer auf Fehmarn etwa den gleichen Weg ueber Kopenhagen genommen hat. Da soll noch mal jemand sagen, die Jugend wäre träge. Ich habe schon eine ganze Menge junge, vor allem deutsche Radler auf meinem Weg kennengelernt. Nach einem Bier auf dem Markt von Sölvesborg trennen sich unsere Wege, denn Moritz will morgen mit der Fähre nach Danzig, von wo aus er den 3. Teil des Ostseeradweges, den ich ja ganz am Ende meiner Tour auch noch auf dem Programm habe, radeln wird. Kurz nachdem wir uns getrennt haben, setzt ein heftiger Sturm mit Starkregen ein, so dass ich im Sweden-Rock-Cafe auf dem Gelände eines der gröszten Open-Air-Festval-Gelände Zuflucht suche. Im Schnellrestaurant im amerikanischen Stil bekomme ich fuer 7,- Euro ein wirklich köstliches Menue: lecker Nudeln mit Hackfleisch (eine nicht zu schaffende Portion) mit Kaffee, von dem man landestypisch sich so oft holen kann, wie man schafft. Dazu stellt man sich einen typischen Vorspeiseteller aus Krautsalat, sauer eingelegtem Paprika und Gurken, Ananas und Dressing zusammen. Wasser gibt es auch gratis. So gestäkt radle ich in den Abend hinein, in der Hoffnung irgendwo ein Zimmer mit Bed & Breakf. zu finden. Leider ist das angestrebte voll ausgebucht. So beschliesze ich, mir irgendwo auf den Schären einen Zeltplatz zu suchen, was sich leider als unmöglich herausstellt, da die gesamte Halbinsel mit Sommerhäusern zugebaut ist. Zum Glueck lerne ich Lund kennen, der, nachdem er mich ein bissl "abgetastet" und sich als Dresden-Fan geoutet hat, mir eine wundervolle einsame Bucht empfiehlt, die den Sommerfrischlern als Badestelle dient. Es wird eine einsame, stuermische aber regenfrei Nacht, in der mein kleines Zelt seine Qualität unter Beweis stellen kann.




13. Etappe: 31.07.2010 - Saxemara - Karlskrona - 70 km




Obwohl es merklich kuehler geworden ist, begrueszt mich am Morgen die Sonne. Das Termometer, welches am Bootssteg im Wasser hängt zeigt 15 Grad. Doch ein kurzes Bad lasse ich mir nicht nehmen. Heute verfahre ich mich das erste Mal so richtig, denn der Highway, der mich auf direktem Wege weiterbringen wuerde, ist mit dem Rad unbefahrbar. Alle Wege von den Schären fuehren immerwieder ins Landesinnere, so dass ich mich nur im Zick-Zack durch die hueglige Landschaft bewegen kann. Dafuer gibt es hier kaum Verkehr. Heute finde ich auch endlich eine Tankstelle, die eine Gaskartusche fuer meinen Kocher hat, denn seit Dänemark bin ich ohne Gas. Als ich dort auf die Mon kam wunderte ich mich den ganzen Tag ueber den mich begleitenden Gasgeruch. Ich vermutete, das die Dänen vielleicht dort Erdöl & -Gas fördern. Doch als der Gasgeruch auch am Abend gleichbleibend mir anhaftete, stellte ich beim Untersuchen meines Seesackes fest, dass die Gaskartusche offenbar durch Reibung an irgend einem anderen metallischen Teil einen Riss bekommen hatte. Somit war alles im Seesack ordentlich eingegast. Blosz gut, dass niemand in meiner Nähe rauchte.




Heute beschliesze ich eine kurze Etappe einzulegen und bin bereits gegen 14.00 Uhr in Karlskrona - der nach Unesco-Angaben best erhaltensten Festungs- und Marinestadt Europas. Auf dem Markt werde ich gleich musikalisch von einem Frauenchor begleitet von einem jungen Pianisten begrueszt, der mich sofort an den preisgekrönten schwedischen Film "Wie im Himmel" erinnert. Heute ist in der Stadt ein Musikfestival, so dass ich mich nicht nur ueber die vielen kleinen Inseln, auf der diese Stadt liegt, sondern auch durch musikalische Veranstaltungen treiben lassen kann. Es gibt einen Mix aus Rock & Roll, Klassik und Sweden-Hard-Rock.






Bye bye Kopenhagen














Schloss Lundholm - Langsam wird es mit meinen Panoramabildern Arbeitersiedlung in Kopenhagen






















Eines der kleinen Landhaeuser








Kreidefelsen am Mønt Klint







Von wegen nichts los im Land der Daenen
Wenn sich meine Zeichensetzung noch mehr verschlechtern sollte, bitte ich dies den geneigten Leser zu entschuldigen, aber die Daenen haben halt eine andere Tastatur, so liegt man oft daneben, und manche Zeichen gibt es gar nicht. Dafuer alle moeglichen anderen: z.B. æ ø Æ Ø å usw.

6.Etappe: 24.07. - Fehmarn - Elysus - 78 km - Zeltplatz direkt an der Ostsee -(kurz nach Nykøping)
Nach letzten Vorbereitungen und langer Verabschiedung auch bei Ingrid, die sich am Morgen noch ganz lieb um Kartenmaterial bemueht hat, starte ich erst gegen 14.00 Uhr. An der Faehre dauert es auch ziemlich lange, so dass ich erst gegen 17.00 Uhr daenischen Boden unter meinen Fueszen spuere. Der Wind ist seit gestern ziemlich heftig. Zum Glueck habe ich den richtigen Weg gewaehlt, denn er kommt meist von hinten oder von der Kante. Die wenigen Male, die ich gegen den Wind fahren muss, lassen ahnen, welche Tortur das Ganze waere, wenn es den ganzen Tag so ginge. Nykøping ist schnell erreicht, hat aber nichts wofuer es sich lohnt, laender als auf ein paar Nudeln und ein Bier zu bleiben. 10 km weiter finde ich eine sehr gepflegten Campingplatz direkt an der Kueste, mit wenig Menschen und wunderbarem Sandstrand. Ueberhaupt laeuft hier alles viel relaxter als an der deutschen Ostseekueste ab, so dass ich beschliesze nicht wie geplant in zwei Tagen bis Kopenhagen zu fahren, sondern mir ein bissl mehr Zeit zu nehmen.
Erster Eindruck von Daenemark - flaches, landwirtschaftlich gepraegtes Land mit Doerfern, die Samstagnachmittag, wie ausgestorben wirken - wenig Verkehr & wenn, dann sind die Autofahrer sehr ruecksichtsvoll.

7. Etappe: 25.07. - Elysus - Mønt Klint - 82 km - Zelten auf der Steilkueste der Kreidefelsen
Am Morgen treffe ich vom Baden kommend des Maedchen mit dem Platten von Fehmarn. Der Tee ist gerade fertig und so kommen wir fuer ein Stuendchen ins Plaudern. Sie, Frau Doktor der Biologie arbeitet in Hamburg inzwischen als Erlebnispaedagogin und will am Mønt Klint Feuersteine & Donnerkeile sammeln.
Heute weht der Wind noch einmal heftig, zum Glueck meist von hinten, so dass ich praktisch mit dem Wind an den oestlichsten Punkt der Insel Mon segle. An morgen will ich lieber nicht denken. Unterwegs suche ich vergeblich ein in meiner Karte vermerktes Schloss und treffe zum Glueck zwei Koelnerinnen, die den gesamten Radweg Berlin - Kopenhagen machen und gerade eine halbe Stunde die eingetragenen Huegelgraeber gesucht haben. So bleibt mir diese Erfahrung erspart. Was mich wirklich fasziniert sind die herrlichen Haeuschen, die am Wegesrand stehen. Jedes hat seine individuelle Note, so dass man aller 5 Minuten die Kamera zuecken moechte um zu fotografieren.
Am Abend bin ich an den Mønt Klints - Kreidefelsen von ueber 100 Metern und mindestens so imposant wie die auf Ruegen. Leider kann man auf Grund des hohen Kreidegehaltes nicht wirklich in der Ostsee baden. Die Nacht verbringe ich auf der Steilkueste. Es ist sehr einsam und ich habe nicht einmal Empfang- gut so.
8.Etappe: 26.07. - Mønt Klint - Køge - 138 km
Am Abend ging ich mit der ueberm Wald untergehenden Sonne, den Wellen der Ostsee und dem ueber den Kreidefelsen aufgehenden Vollmond ins Zelt. Am Morgen werde ich von den Voegeln und der ueberm Meer aufgehenden Sonne gegen 6 Uhr geweckt.
Der Sturm hat sich gelegt und ich erreiche Stege - die "Hauptstadt" der Insel Mon- puenktlich zum ersten Kaffee und den typischen daenischen Sueszigkeiten, die ich ab heute morgen taeglich zu mir nehmen werde. Bedient werde ich von einer blonden Daenin, die Scarlett Johanson in ihrer Rolle in "Das Maedchen mit dem Perlohrring" gleicht. Was fuer ein Morgen. Die Strecke ist abwechslungsreich. Aller 20 km gibt es auch mal ein Staedtchen oder Kloster, um eine wenig zu schauen und zu verweilen, und wenn mal nichts kommt, dann ist die Ostsee da. "Meine beiden Koelnerinnen" treffe ich auch wieder - irgendwie wie auf dem Pilgerweg nach Kopenhagen. Drei junge Flensburgerinnen sind ohne Karte unterwegs und froh mal in meine schauen zu koennen. Ein hollaendisches Paerchen ist da besser ausgeruester. Mit den beiden komme ich ueber aktuelle Karten ins Gespraech. Nachdem ich gerade dem Radwergzeichen folgend sie fast wieder an meinem Ausgangspunkt treffe. Die beiden haben eine halbe Stunde Pause gemacht, waehrend ich mich durch daenische Kornfelder schicken liesz. Fazit: Karte genau lesen und nicht immer ist der ausgewiesene Radweg, die optimale Variante.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit finde ich eine Campingplatz.
9. Etappe: 27.07. - Køge - Kopenhagen - 68 km
Die Nacht ist kurz, da der Zeltplatz unmittelbar an einer Hauptstrasze liegt. Dafuer bin ich aber schon gegen Mittag in Kopenhagen. Auf einer der vorgelagerten Inseln kann man gut baden. Obwohl einiges an Algen am Strand liegt kommt man davon unberuehrt ins Wasser, weil die Daenen alle 100 Meter lange Stege in die Ostsee gebaut haben, so dass man erst im tiefen klaren Wasser eintauchen muss.
Nach Besichtigung von Campingplatz (am Stadtrand) und Jugendherberge entscheide ich mich schlussendlich fuer ein kleines Innenstadthotel. Der Waschsalon liegt um die Ecke und die Innenstadt ist bequem zu Fusz erkundbar. Nach einer fast fleischlosen Woche lande ich am Abend beim Chinesen an einem unglaublichen Buffett. Alle Sachen- ob Garnelen, verschiedene Fisch- und Fleischsorten oder Gemuese- kann man sich frisch aussuchen und dabei zusehen, wie sie gebraten werden. Mein Fisch- und Fleischverbrauch fuer die naechstne zwei Wochen ist somit gedeckt. Abschluss ist ein Stadtbummel bei Nacht, die schoenste Zeit in einer Stadt.
Zu Kopenhagen kann ich nur sagen, hinfahren und ansehen.
10. Etappe: 28.07. - Die wohl kuerzeste mit 30 km - Kopenhagen - Malmö - Zugpassage ueber die Öresundbruecke
Nach einem guten Fruehstueck lasse ich mich gut zwei Stunden auf den Fahrradwegen dieser Stadt vom alltaeglichen Verkehr mitreiszen, halte hier und da fuer Schnappschuesse und geniese einfach Groszstadtflair. Mit dem Rad hat man auf Kopenhagen eine ganz andere Sicht als zu Fusz oder mit dem Auto. Die Fahrkarte nach Malmoe ist gekauft, denn leider duerfen nur Autos ueber die neue Oeresundbruecke fahren. Nach zwei Stunden im Internet fahre ich noch einmal ins Hotel, um mein Gepaeck zu holen, werde noch eine kleine Runde durch die Stadt drehen und in den Zug steigen.
1. Nachtrag: Heute morgen gab es im Bett daenischen Wetterbericht. Fast ueberall in Daenemark Regen- von Deutschland reden wir lieber nicht, nur um Kopenhagen etwas Sonnenschein & in Schweden Sommer pur. Ich glaube, ich bin auf dem richtigen Wege.
2. Nachtrag: Eigentlich wollte ich mich heute von ca. 4 Kilo Gepaeck befreien, aber 40 Euro fuer ein Paket sind schon heftig. So schicke ich nur einige Briefchen, Karten und Buecher, die ich nicht mehr benoetige im Brief - immerhin noch 96 Kronen, ca. 14 Euro.
Gegen 18.00 Uhr bin ich bereits in Malmö. Das erste, was ich sehe, als ich den Bahnhof verlasse, ist natuerlich ein riesengroszer "IKEA". Auf dem Weg in die Stadt treffe ich am Stadtplan zwei Radlerinnen, die schon zwei Wochen in Schweden unterwegs sind. Die beiden kommen na ..... aus Leipzig - Ja, ja der Sachse liebt das Reisen sehr! - und haben nur die besten Erfahrungen gemacht. Das macht mir Mut. Das Radwegesystem in Malmö ist noch wesentlich ausgefeilter als in Kopenhagen. Es ist wirklich ein völlig seperates Wegenetz und kommt man doch mal mit dem Autoverkehr in Beruehrung, dann hat natuerlich der Radfahrer Vorfahrt. 
Erst wollte ich ja Malmö links liegen lassen und gleich die schwedische Einsamkeit geniesen, aber ganz ohne "Schweden-Geld" ...... Auszerdem muss ich einfach in der Stadt uebernachten, aus der "Malmö FF" kommt. Die Fuszballfans werden sich noch an die legendären Spiele gegen Dynamo Dresden erinnern. Das Hotel kostet ungefähr soviel wie mein erster Zeltplatz in Dänemark oder halbsoviel wie das Zimmer jenseits des Öresunds. Auszerdem gibt es Kaffee und Wasser satt und ebenso wie das Internet kostenlos. Die schwedische Tastatur kommt der unsrigen wieder näher, nur sz und ue gibt es halt nicht. Das Zimmer ist winzig aber suesz (was fuer ein Wort), eben echt ikeamäszig.
"Friday night in Malmö" (Am nächsten Morgen merke ich, das es ein Mittwoch war!!!- Nennt man so etwas zeitlos???) - Man meint das Meer rauschen zu hören, doch es sind die Menschen. Die Plaza ist voll von Fahrrädern, und die Restaurants von Menschen. Den Abend verbringe ich im "CheczPoint" bei Pilsner Biergulasch und Pilsner Urquell. Die Schweden stehen auf böhmisches Bier. Im Innenhof eines alten Speichers läuft im Biergarten eine abgefahrene Mugge von zwei Schwedinnen - ein Mix aus elektronischer Musik, verschiedenen Liveinstrumenten (vorzugsweise Saxofon) und Gesang. Und hier treffe ich natuerlich auch die beiden "Leipziger Radlerinnen" wieder.  
Guts Nächtle MO

Samstag, 24. Juli 2010

Dieser Randstreifen ist der Radweg auf die Insel Fehmarn.....
Im Hintergrund die Fehmarn-Belt-Brücke











Magnus bei seiner Sommer-Akademie
im lauschigen Garten des Cafe "Liebevoll"














Dieses Bild ist speziell für Aaron:
Ein Holländer der auf dem Weg nach Finnland ist. Und welche Musik der Typ hört, kannst du dir ja denken.











Und nun zur Aufklärung des 1. Bildes:
Dies ist Lübeck im Sommer 2010 bei 33 Grad

Donnerstag, 22. Juli 2010

Aktualisierung vom 24.07.2010 am Ende des Textes

Geschätzter Leser: Es ist mir nicht möglich, dies alles Korrektur zu lesen. Ich bitte alle Fehler zu entschuldigen.

3. Etappe Waldhaus - Zierow - 98 km
Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht ohne Wildschweine packe ich mein kleines Haus und alles andere in weniger als einer halben Stunde zusammen. Ist da schon ein bisschen Routine dabei .!? Frühstück gibt es im beschaulichen Hafen von Warnemünde, der eine herrlichen Kontrast zu den Kais davor mit ihren hochhausüberragenden Schiffen gibt. Weiter geht es über Heiligendamm, in dessen Grand Hotel leider kein Zimmer für mich zu haben ist. Auch der Versuch den großen merkelschen Strandkorb zu mieten scheitert an der Anzahl der mitmachenden Personen. (Georg und Vladimir sind leider grad nicht da.) Die lange Mittagpause im Casino Kühlungsborn findet ihr ja schon in der letzten Post.
Herrliche Steilküste kurz vor Rerick lädt zum Baden ein. Bei "penne al gorgonzola" und einem Weißbier am Hafen von Rerick werden Kindheitserinnerungen wach. Eine Tagesreise mit dem ersten Trabi meiner Eltern mit 100 Sachen über die Betonplatten-Autobahn, der dampfende Kühler auf dem Autobahnparkplatz, Reisen mit der Mollibahn und die denkwürdige Unterbringung unter einfachsten Umständen. Aber wir waren ja froh auf Empfehlung eines Onkels überhaupt ein Quartier gefunden zu haben. Heute ist das natürlich alles komfortabler. Aber ein kleines Deja-vu sollte es heute doch noch geben. Es ist bereits gegen Abend und ich habe mir Wismar als Zielpunkt gesetzt, Hansestadt Wismar - Weltkulturerbe. Vom Hafen aus telefoniere ich eine ganze Liste von Hotels und Pensionen ab, leider vergeblich, alle ausgebucht. Wie schön für die mecklenburgische Tourismusbranche, zumal ja schon fast jeder lukrative Fleck mit Bettenburgen zu gepflastert ist. Das einzige Angebot - eine 140,- € Suite - schlage ich dann doch aus.
Also wieder in den Sattel und hoffen, das noch irgendwo eine "Zimmer-frei-Schild" hängt. Kurz nach Rerick überholt mich eine bierbäuchiger, langhaariger Rennradfahrer, dem ich mich sofort ans Hinterrad klemme. Bei leichtem Gegenwind hilft ein bissl Windschattenfahren sehr und ich bin gleich 5 km/h schneller unterwegs. Wir kommen auch sofort ins Gespräch und zwangsläufig beim Thema Radwege an.
Hier nun mein Statement zum Thema Radwege:
Im Rückblick kann ich den Oder-Neiße-Radweg nur in den höchsten Tönen loben. Abwechslungsreiche Landschaft, gute Beschilderung, sehr gute Straßenqualität, gastronomisch und unterbringungsmäßig zumindest bis Schwedt zur gut, auf den letzten ca. 100 km bis Ückermünde wird es in dieser Beziehung etwas dünn. Wäre ich Radweg-Begutachter, würde ich sagen: Prädikat gut bis sehr gut, unbedingt empfehlenswert.
Nun zum Ostsee-Radweg Teil 2 von Ahlbeck nach Lübeck:
Im ersten Teil zwischen Usedom und Rostock lässt die Beschilderung einige Wünsche offen, ohne Karte sind die Chancen eher gering sein Ziel zu finden. Die Wegequalität ist zumindest für Reisende mit Gepäck teilweise mangelhaft. Relativ oft verläuft der Radweg zur Bundesstraße, doch das ist nicht das Problem. Die Mischung macht es. Man findet herrliche Allenstraßen leider mit Kopfsteinpflaster 20%, ehemalige NVA-Betonplattenwege 20%, Sandwege 30% und die Ortsdurchfahrten- besonders auf dem Darß- 10% sind das Beste. Da hast du zum größten Teil unbefahrbares Kopfsteinpflaster auf der Straße und der betonplattenbelegte Fußweg ist als Radweg ausgewiesen. Was gerade auf dem im positiven Sinne fahrradverrückten Darß los ist, wenn der Weg nur einen Meter breit ist und Fußgänger und in zwei Richtungen fahrende Radler ihn sich teilen sollen, muss man nicht ausführen. Der Rest ist so, wie man es z.B. vom Elberadweg kennt. Unterkünfte findet man kurzfristig im Sommer an der Küste eigentlich gar nicht und auf den Zeltplätzen wird man auch meist wegen Überfüllung abgewiesen. Da heißt es hartnäckig sein und erst einmal den Zeltplatz begehen. Die letzten 150 km bis zur ehemaligen Westgrenze werden straßenmäßig um zusehends besser. Wäre ich Radwege-Begutachter würde ich eine teilweise befriedigend bis ungenügend für Radwanderer geben und in der Saison abraten.
Vom Ostseeradweg Teil 3 Danzig - Usedom werde ich am Ende meiner Reise berichten.
Doch nun wieder zurück zum Text. Der Abend ist fortgeschritten, Wismar ohne Quartier passiert und ich bin schon innerlich auf eine Nacht am Strand eingestellt. Doch in der Kühle des Abends und nach mit Nudeln aufgefüllten Kohlenhydratspeichern läuft ist wunderbar, so dass ich noch bis gegen 22.00 Uhr fahre, eigentlich noch Lust habe weiter zu fahren, denn die Stunden am Abend sind mindestens genauso angenehm wie die am Morgen, und erst im letzten Dämmerlicht meinen ersten Zeltplatz erreiche. Zeltplatz dürfte man das zwar nicht nennen, denn nur 10% der Fläche ist den Zelten vorbehalten, 20 % sind Wohnmobilstellplätze und der Rest ist den fest installierten Wohnwagen vorgehalten, richtig schön mit Gartenzaun und Laternen. Die Weg tragen so vielsagende Namen wie "Da ham", "Rotweingasse" oder "Weinallee". Als ich mich auf die Suche nach dem Meer mache habe ich echt zu tun, einen Weg durch dieses Labyrinth zu finden.

4. Etappe Zierow - Travemünde - Ausflug Lübeck 72 km -Start 7.30 Uhr
Frühstück in Boltenhagen. Auch wird und wurde sehr viel gebaut. Ich erkenne es nach 15 Jahren kaum wieder. Auch hier Erinnerungen an alte Zeiten, als wir mit einer Dresdner Schulklasse eine Woche hier die Sommerfrische genossen. Eigentlich hatte ich mir ein idyllisches Frühstück am Meer vorgestellt, aber die einzigen drei Frühstückscafes befinden sich unmittelbar an der dichtbefahrenen Ostseeallee. Dafür gibt es ein sehr gutes, preiswertes Frühstück mit "Kaffee satt" und ein wunderbares Schauspiel: Es ist 9.00 Uhr und ein dicker Coca-Cola-Laster blockiert die halbe Fahrbahn zwecks Belieferung des Edeka-Marktes. Wenige Minuten später parkt ein Lübzer-Bier-LKW die andere Fahrbahnseite zu, um den Italiener mit Getränken zu versorgen. D.h. Vollsperrung. Es dauert keine drei Minuten und ein gefrusteter Wohnmobilist beginnt ein wildes Hupkonzert, in das bald weitere "relaxte" Urlauber einstimmen. Die Autoschlangen zu beiden Seiten werden länger und länger, auch eine Möglichkeit der Verkehrsberuhigung. Irgendwann findet sich ein rüstiger Rentner, der den "Lübzer-Fahrer" bewegt, seinen LKW einige Meter weiter zu fahren, und sich anschließend als ABV betätigt. Natürlich sind die Autofahrer so unvernünftig, dass sich irgendwann zwei Wohnmobile ineinander verkeilen. Also schnell weg hier. Kurz hinter Boltenhagen bastelt ein Mitvierziger-Rennradfahrer an seiner Kette. Wir kommen ins Gespräch und sind für die nächsten 25 km Partner. Ihm macht es scheinbar auch Spaß und er beschließt, seine morgentliche Tour bis an die ehemalige Grenze auszudehnen. Zwischenzeitlich habe ich mächtig zu tun, mit meine knapp 30 Kilo mehr mitzuhalten. Aber er wartet immer geduldig und so fliegen wir meinem Ziel entgegen. Er erzählt mir wie er kurz nach der Wende einen ehemaligen VEB-Bungalow in Boltenhagen kaufte, den er sich heute auch nicht mehr leisten könnte. So hat er ein gutes Bild von den Veränderungen hier im ehemaligen Grenzgebiet von den wilden Nachwendezeiten, in denen auf ehemaligen Armeegebieten heiße Partys gefeiert worden bis hin zu den Zeiten der "großen Investoren". Zum Schluss zeigt er mir noch den letzten schönen Strand bevor die verbauten West-Strände beginnen und radelt weiter. An der einsamen Bucht treffe ich eine vielbepackten jungen Radler. Und wie es der Zufall so will, kommt er gerade von einem dreiwöchigen Schweden-Trip, auf dem er nördlich von Stockholm in 14 Tagen schlappe 2000 km mit über 10.000 Höhenmetern gefahren ist. 14 Tage ohne Zeltplatz, nur im Zelt durch die schwedischen Berg, Tagesetappen von 100 - 220 Kilometer - Respekt. Es gibt viele Tipps zu Zeltmöglichkeiten, Karten, Land und Leuten. Nach gut einer Stunde fahren wir in gegensätzliche Richtungen. Letzter Ritt über die Fähre nach Travemünde. Dort erreiche ich den fast leeren Zeltplatz in der Nähe des Skania-Kais bereits 14.00 Uhr, so dass der Nachmittag für einen Besuch von Lübeck frei ist. Zu Lübeck wurde schon so viel geschrieben, dass ich mir das hier an dieser Stelle spare. Prädikat: Unbedingt ansehen - vielleicht nicht gerade bei 32 Grad am Abend.

5. Etappe: 22.07.2010- Travemünde - Fehmarn - 102 km
Nach letzten ausgiebigen Reisevorbereitungen und einem Besuch im Internet-Cafe breche ich in Richtung Fehmarn auf, wo ich Magnus, Kunsthistotiker und Freund aus wilden Dresdner Jugendtagen, zu treffen hoffe. Leider sind alle verfügbaren Telefonnummern falsch oder es wird nicht abgenommen. Also werde ich - so der Tipp eines Freundes - einfach in den Cafes von Burg nach dem stadtbekannten Magnus fragen .....
Heute werden im Laufe des Tages die ersten 1000 KM hinter mir liegen.
Morgen früh geht es , wenn alles klappt, auf die Fähre nach Dänemark. Ein historischer Moment für mich, denn ich werde erstmals in meinem "fortgeschrittenem Alter" skandinavischen Boden betreten.
Und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Kurz nach Travemünde kommt der berühmte Timmendorfer Strand - Schicki-Micki ...
Nur für Insider!!! Und wen treffe ich da? Meine Ex-Schwipp-Schwägerin Doreen aus Hannover. Na mal sehen, ob das mit Magnus auch so klappt? Kurz vor Neustadt bekommt meine Rad noch eine Schonwäsche zur Feier des Tages. Dabei komme ich mit einem rasenmähenden 70-jährigen ins Gespräch. "So was wollt ich auch mal machen, aber dafür bin ich zu alt." Am Ende stellt sich heraus, dass er ein in Dresden geboren ist und unweit meiner ehemaligen Wohnung in der Dresdner Neustadt gelebt hat. Heute ist der Tag der Begegnungen.
In Neustadt erreiche ich den beschaulichen Markt mit dem Kilometerstand 1000 km 300 m. Das muss natürlich mit einem leckeren Cappuccino gefeiert werden, da die ersten 1000 ja bekanntlich die schwierigsten sind.
Die ersten Kilometer des Ostsee-Radwegs ab Travemünde sind wirklich super ausgebaut. Ich hänge mich einige Kilometer in den Windschatten einer flotten Radlerin. Ab Neustadt führt der Weg über Sandwege direkt an der Steilküste entlang mit vielen Plätzen, die zum Verweilen und Baden einladen. Es ist zwar anstrengend aber auch lohnend auf diesen Wegen zu fahren. Als ich gegen 18.00 Uhr allerdings erst 50 km und damit die Hälfte der Strecke bis Burg geschafft habe, beschließe ich auf die Fernverkehrsstraße zu wechseln, die zum Glück meist Radweg begleitet ist. Unterwegs treffe ich noch eine Radlerin, die gerade mit ihrem Schlauchwechsel auf Grund von Platten fertig ist. Also wird meine Hilfe nicht benötigt. Allerdings ist Zeit für ein nettes Gespräch über Woher & Wohin und ein gemeinsames Stück des Weges.
Die Überfahrt auf die Insel Fehmarn ist leicht abenteuerlich, da es eigentlich nur eine Art Autobahnzubringer gibt. Burg a.F. erreiche ich gegen 20.30 Uhr. Jetzt komme ich mir ein bisschen wie im Western vor. Ich gehe in die erste Kneipe, in der ich auch Einheimische vermute und frage nach Magnus. Fehlanzeige. Und wenn ich mir diese 8000-Seelen-Stadt, die im Sommer mit mindestens noch einmal 10000 Touristen bevölkert ist, anschaue, finde ich mein Vorhaben plötzlich auch ziemlich kurios. Trotzdem versuche ich es in der zweiten Bar. Die Gäste, alles Einheimische, verneinen. Doch plötzlich meldet sich der junge Barmann, Marco - wie ich später erfahre, und sagt, den würde ich im Cafe "Liebevoll" finden. Leider finde ich es nicht, außerdem hätte es auch schon zu gehabt. Nun muss wohl Plan B greifen: Ab nach Puttgarden und rauf auf die Fähre nach Dänemark..!? Letzte Idee: Wo suche ich einen Kunsthistoriker? Natürlich bei den Künstlern! Also klingel ich an einer privaten Galerie, deren Besitzer auch im Haus wohnen. Die Frau kennt Magnus, hat allerdings weder Adresse noch Telefonnummer. Ihr Geschäftspartner "könnte vielleicht" weiterhelfen, kommt aber erst in einer Stunde. Es dämmert bereits und ich habe noch keine Ahnung, wo ich schlafe. Also vielleicht doch zur Fähre? Ich beschließe noch eine Runde durch den Ort zu drehen. Nach einer halben Stunde erneuter Versuch: Er ist da! Hat allerdings ich keine Nummer. Will mir den Weg zu Magnus Wohnung erklären, doch ist er überhaupt da. Es ist kurz vor 22 Uhr. Im letzten Moment fällt ihm ein, dass am Kino ein Plakat von Magnus Sommerakademie hängt. Vielleicht finden wir da eine Nummer! Nach 200 Metern Spaziergang stellen wir fest "Erfolg". Ich wähle die Nummer, Magnus ist dran, erkennt mich sofort wieder und 5 Minuten später liegen wir uns nach 15 Jahren in den Armen. Dieses Wiedersehen wird natürlich gefeiert bis der letzte Laden so gegen drei in Burg schließt.
23.07.2010 Ruhetag auf Fehmarn
Nach dieser Nacht ist natürlich erst einmal ausschlafen angesagt. Schnell ist klar: Ich werde noch einen Tag bleiben. Nach einem ausgiebigen Frühstück bis gegen 14.00 Uhr im Cafe "Liebevoll", das es wirklich gibt, ist noch Zeit für den Fahrraddoktor, den mein Eisenross macht gestern schon wieder seltsame Geräusche. Ich kaufe mir auch eine "schicke Lenkertasche" (only for Silke) und erledige letzte Einkäufe (Mückenmittel, Gepäckspanner, Tütensuppen, ein glitzerndes Edelstahl-Camping-Kochgeschirr etc.). Jetzt ist, glaube ich, alles bereitet für die Reise.
Am Abend lausche ich Magnus bei seiner Sommerakademie zum wirklich interessanten Thema "Sprache und Schrift" mit anschließend anregender Diskussion.
Den perfekten Abschluss findet dieser Abend bei seiner Mama, die heute Geburtstag hat. Danke.
Und dass die Fehmaraner feiern können, erlebe ich in einer kleinen Disko, die wir erst im Morgengrauen verlassen. - Bin ich nicht ein Glückspilz.!?
Und falls mich ab morgen einige im Land der Dänen wähnen, dann ist das korrekt.
MO :-)

Dienstag, 20. Juli 2010

Nachrichten aus dem Spielcasino
Den ersten internetfähigen Computer, dem ich seit Tagen begegne, finde ich in einem Spielcasino. Entsprechend sind die Preise. Aller 9 Minuten frisst er gierig 50 Cent. Außerdem schwebt die letzten 3 Minuten ein sternenblinkender Zauberer über den Bildschirm, um dich ans Weiterzahlen zu erinnern. Schlau, wie ich bin, dachte ich, versucht es mal in der Kurverwaltung, da konnte man in Karlshagen für 1,- € eine Stunde surfen, doch die wollen 50 Cent für schlappe 6 Minuten - das ist der Hammer.
Unter diesen Bedingungen kann man keinen Roman schreiben, es sei denn, der Verleger zahlt einen riesen Vorschuss.
Egal, statt in einer kühlen Bar sitze ich also nun im kühlen Casino-Keller und entkomme so auf alle Fälle der Mittagshitze, die ich gestern mächtig unterschätzte. Doch dazu später mehr.

1. Etappe: Karlshagen - Traumbucht 18.07.2010 - 100 km
Abreise mit Hinternissen
Es ist Sonntag. Nach einem ausgiebigen Frühstück und dem Zusammenpacken aller Sachen soll es nur noch einmal kurz mit Silke und Aaron in die Ostsee gehen. Anschließend hole ich in der Bargeld-Tankstelle mit dem großen roten S etwas Kleingeld und schwinge mich auf mein zum Glück noch nicht bepacktes Radel um zur Verabschiedung auf den Zeltplatz zu fahren. Plötzlich höre ich ganz in meiner Nähe ein lautes, pfeifendes Geräusch. Eh ich es richtig realisiert habe, stehe ich auf einem platten Vorderrad. Soviel zum Thema "unplattbare Reifen", denke ich. Ich suche den ganzen Fußweg ab um den verflixten Nagel oder die böse Glasscherbe zu finden. Nix.!? Beim Wechseln stelle ich fest, dass der Schlauch einfach geplatzt ist. An Aaron kann es nicht gelegen haben, der war ja in den letzten Tagen nur Hinterrad- und Gepäckträgertester, denn ich durfte für ihn Strand-Zeltplatz-Shuttle spielen. Irgendwie soll es noch nicht los gehen. Ich bin aber froh, den Schlauch nicht irgendwo in der Pampa mit vollem Gepäck wechseln zu müssen. So verschiebt sich der Start, auch auf Grund der "Abschiedsfeier", auf 14.30 Uhr. Zum Schluss gibt es noch ein Abschiedsfoto von Start und hoffentlich auch Ziel mit Sabines Hexenhaus im Hintergrund. Und das seht ihr jetzt.

Mein Weg führt mich über Wolgast und Greifswald nach Stralsund, alle drei durchaus ansehenswerte Hansestädtchen, wobei Greifswald mein Favorit ist. Vor einigen Tagen besichtigte ich mit Silke unter anderem auch auf der Suche nach unserem Sohn, der uns mit Zug nachreiste, einem superleichten Schlafsack und einem Ein-Mann-Zelt Stralsund und Greifswald. Abends, nachdem wir alles gefunden hatten, will ich ganz stolz mein neues Zelt aufbauen. Es war wirklich superleicht. Zu leicht. Nach einigen Versuchen und Selbstzweifeln ist mir klar, dass das Zelt mit einer winzigen Stange nicht aufzubauen ist. Zum Glück hat Sabine irgendwo im Garten noch ein kleines Aldizelt stehen, das Aaron für diese Nacht reichen muss. Am nächsten Morgen folgt natürlich der obligate Anruf im Trekking-Ausrüster. Wie komme ich nun an mein Gestänge, immerhin liegt Greifswald ca. 50 km weg, und haben die überhaupt noch eins da, denn wir kauften das "letzte Zelt". Ein verständnisvoller Mitarbeiter versprich mir nachzusehen und zurückzurufen. Und tatsächlich klingelt nach wenigen Minuten das Telefon. Der Chef ist dran. Er hat das Gestänge gefunden, entschuldigt sich dreimal und versprich einen Mitarbeiter loszuschicken. Eine Ankunftszeit kann er natürlich nicht nennen, denn in Wolgast, dem Nadelöhr auf die Insel, staut es fast immer. Nun gut: Alle Frauen und Kinder an den Strand. Ich vertreibe mir die Zeit an Sabines Laptop (ihr wisst schon womit :-). Nach einigen Stunden kommt der nette (ohne Anführungszeichen) Mitarbeiter tatsächlich, entschuldigt sich wieder einige Male und ist sofort bereit das Zelt mit mir gemeinsam aufzubauen. Ich nehme die fachmännische Einweisung gern an und bin zufrieden. Nach weiteren Entschuldigungen zaubert er zum Abschied eine Flasche leckersten Jahrgangs-Riesling aus seinem Rucksack. Das nenne ich Service.
Doch nun weiter im Text: Die ersten Kilometer fliege ich fast wie ein Vogel trotz Gegenwindes meinem Ziel (welchem wohl!?) entgegen. Ausgebremst werde ich erstmals in Greifswald, denn da ist Altstadtfest. Da ist einfach mal der Radweg gesperrt. Eigentlich wollte ich mich mit einem leckeren Bier auf dem Markt belobigen, aber auch noch Eintritt zahlen ....., würde der Norddeutsche sagen. Auf Umwegen erreiche ich den Hafen. Auch ein netter Platz ein "Lübzer" zu trinken. Frischgestärkt schwinge ich mich in die Pedalen. 25 km bis Stralsund, laut Karte verläuft die Strecke parallel zur Bundesstraße. Das könnte man in einer guten Stunde schaffen. Doch es kommt anders. Die Straße ist wunderschön - eine der herrlichen Alleen, die man bei uns kaum noch kennt. Leider auf Grund des Kopfsteinpflasters völlig fahrradfahrerfeindlich. Die Bundesstraße kann man auch nicht wirklich fahren, denn erstens ist Mindestgeschwindigkeit 30 verlangt, später wird sie zur absoluten Autostraße, und der Anreise-/Abfahrverkehr ist gnadenlos. Dazu kommt noch ein heftiger Gegenwind, so dass ich völlig platt Stralsund erreiche. Ich bin soweit und rufe am Ortseingang die "Altstadtpension" an, die wir schon letzte Woche besichtigten. Doppelzimmer 80,-€ ist nicht ganz billig, aber fürs Einzelzimmer hoffe ich auf ca. 50 €. Das sage ich dem Meister auch, nachdem er mir den Preis genannt hat: 70 €. Leider kommt er mir nicht einen Zentimeter entgegen. Na, die müssens ja haben, das ist zu viel!!!
Zum Glück rettet mich das Stralsunder Brauhaus. Hier gibt es 16 selbstgebraute Biere, die ich nicht alle koste. Eins hat sogar in diesem Jahr irgendeinen Bierpreis in Chicago gewonnen. Zum Bier esse ich noch eine Kinderportion Penne und beschließe, auch wenn es schon nach 20 Uhr ist, weiterzufahren. Nach ca. 15 Kilometer finde ich tatsächlich noch meinen Traumstrand. Die Mücken wollen mich nicht so richtig mein Zelt aufbauen lassen, aber 22 Uhr ist nun mal für Mücken Abendbrotzeit. Nachdem eine Familie mit 4 Hunden und ein nettes Pärchen, das nach baden noch ein wenig mit mir schwatzt, die Bucht verlassen haben, bin ich wirklich allein - Sterne, Mond und Meer. Es gibt sie auch bei uns noch - die individuellen Fleckchen. Das Bade hebe ich mir für den nächsten Morgen auf und das ist auch besser so. Wäre ich abends gegangen, hätten nur die Mücken ihre Freude gehabt, denn das Wasser ist seeeeeehr flach. Nach ca. 100 Metern erreicht das Wasser erstmals meine Wade. Bei gefühlten 500 Metern gebe ich auf, da das Wasser noch nicht über die Kniescheibe reicht. Nichts ist perfekt. Hier übrigens mein erstes Nachtlager. Der geübte Betrachter wird den Fotografen erkennen.

2. Etappe: "Traumbucht" - Waldhütte - 19.07.2010 - 108 km
Die ersten Stunden des Tages sind die besten auf dem Fahrrad. Wenn man es schafft, vor 7.00 Uhr auf der Piste zu sein, ist man mit den Fischen, die im Wasser springen, den Vögeln, die im Wasser und auf den Weiden ihr Futter finden, und all dem anderen Getier fast allein. Plötzlich springt eine Reh aus dem Schilf oder ein kleines Kitz starrt dich im Wald mit großen Augen an, bis es auf ca. 10 Meter Abstand plötzlich merkt, dass du nicht dahingehörst, und im Wald verschwindet. - Der erste Kaffee des Tages schmeckt auch ganz anders, wenn du schon 2 Stunden im Sattel gesessen hast. Meinen bekomme ich heute in Barth - einer netten Kleinstadt und dem Tor zum Darss. In Zingst picknicke ich gegen Mittag am Strand und schlafe ein. Mein Hintern schmerzt noch 2 Tage - aber nicht vom Radfahren. In Prerow suche ich anschließend in der Kühle der Kirche Trost und mache mein erstes Panorama-Bild. Hier das Ergebnis
In der Kühle des Abends radle ich noch einige Kilometer und finde im größten zusammenhängende Waldgebiet Norddeutschland kurz hinter Graal-Müritz diese Schutzhütte. Ein bissl unsicher bin ich schon, nachdem ich in einigen Orten die Wildscheine völlig distanzlos herumlaufen sah und auf dem Prerower Friedhof dringend gebeten wurde, alle Tore fest zu schließen, da sonst des Nachts die Wildschweine die Gräber verwüsten. Man muss sich erst wieder daran gewöhnen, in der freien "Wildbahn" zu campen, denn Nachts erwacht der Wald zum Leben. Überall ein rascheln und knarren. Allerdings können die Geräusche, die ich noch im wachen Zustand wahrgenommen habe, maximal von Mäusen oder Igeln stammen. Wenn ihr wissen wollt, wie laut ein Igel machen kann, müsst ihr mal mit Silke chaten.
Mein Schlaf wurde zum Glück von diesem netten Waldgeist bewachte.

3. Etappe: Waldhaus - ?????????
Hier seht schon mal mein zweites Panorama-Bild. Zwar war das Schiff nicht wirklich so lang, dafür aber unglaublich hoch: 14 Decks, geschätzte 30 - 40 Meter, Irrsinn und so etwas liegt im Hafen von Rostock. Den ersten Kaffee gab es übrigens kurz dahinter im eher beschaulichen Hafen von Warnemünde.
Ein Thema zu dem ich mich unbedingt demnächst ergießen werde: Radwege - Da gibt es ja je nach Bundesland, Schilderaufhänger oder Kartografen die unterschiedlichsten Auffassungen.
Also wen dies und der Fortgang der Reise interessiert, der schaut mal wieder vorbei.
Es ist bereits halb fünf, die Hitze ist hoffentlich weg und ich bin mindestens 10,- € leichter.
MO




Samstag, 17. Juli 2010

Jetzt geht's los!!!


Heute beginnt meine Reise um die Ostsee über Dänemark, Schweden, Finnland, das Baltikum und Polen. Start und Ziel bildet die Insel Usedom. Ich freue mich über interessierte Leser. Allgemeine Beiträge können weiterhin problemlos unter dem Text bei "Kommentar" veröffentlicht werden. Wer mir etwas Persönliches schreiben will, findet meine e-Mail-Adresse in der Startleiste bzw. hier MaikOyen@t-online.de .


Wie ihr seht, bin ich mitten in der Vorbereitung für meine Tour. Die letzten Tage übte ich mich außer in Fassadenkletterei auch noch im Ausschlafen, Sonnenbaden und ausgiebigen Lesen.






Auch bei der Wahl der geeigneten Ferienwohnung, die wir neben unserem Zelt zur individuellen Vorbereitung mieteten, achteten wir auf passendes Mobilar und eine angenehme Umgebung.







Den Rest der Zeit nutzte ich für die Instandsetzung meines Fahrrades, was mich mit fast allen Fahrradmechanikern der Insel bekannt machte. Gleich hier um die Ecke in Karlshagen fand ich einen siebzigjährigen Schrauber, mit dem ich gemeinsam mein Fahrrad auf den Kopf stellte. Neue Lampe, Griffgummis und Bremsbelege. Nach dem Wechseln der Kette sprang diese allerdings über den hinteren Ritzelblock. Also auch diesen runter. Leider passte der neue nicht wirklich. Schlussendlich bauten wir gemeinsam den alten Ritzelblock und die alte Kette wieder ein. Berechnet hat er mir am Ende lediglich die Teile. Die neue Kette habe ich natürlich mitgenommen. Am nächsten Tag damit nach Zinnowitz. Der einzige Fahrradklempner hatte mächtig zu tun, so dass ich mein Rad erst am Abend hätte mitnehmen können. Also musste ich das am Vortag erworbene Können gleich anwenden. Werkzeug borgen , Ritzelblock und Kette runter und beides wieder neu drauf. Nach der Unplattbar-Reifen-Geschichte habe ich das Gefühl, das Rad könnte die nächsten 5000 km durchhalten. Zur Sicherheit habe ich allerdings noch genügend Ersatzreifen, Glühlampen, Kettenschlösser, Flick- und Werkzeug im Gepäck. Und so sieht die Rennmaschine nun aus.




natürlich im zerlegten Zustand - aktuelle Bilder von der Abreise, die am heutigen Sonntag, 18.07.2010 gegen 13.00 Uhr bei idealem Radfahrwetter geplant ist, gibt es in den nächsten Tagen. Jetzt noch mal schnell in die Ostsee, von allen verabschieden und dann wird erst einmal gefahren, gefahren, gefahren ...... & irgendwann in der Pampa das Zelt aufgeschlagen. MO

Mittwoch, 14. Juli 2010

Foto - Impressionen

Heute ist Ruhetag und somit endlich Zeit einige Fotos auszuwählen.



Wie ihr seht, gibt es auch sehr "stille Örtchen" auf denen man/ frau der Hitze entkommen kann .








"TABU" war das Atelier von "ONH" - Otto Niemeyer-Hollstein, dem bekanntesten Maler der Insel Usedom, das für alle Besucher tabu war. Heute kann man sein Haus, den Garten und eine Galerie kurz nach Koserow in "Lüttenort" besichtigen.
Eine unbedingtes Muss, wenn man auf der Insel ist.
Wenn ihr genau hinschaut, erkennt ihr auch den Fotografen.



Hier einige Impressionen aus "Lüttenort"


Doch zuvor gibt es ein zünftiges "Radlerpicknick".











Diese Plastik steht direkt vor ONH's Atelierfenster. Der "Käpten" erkannte sich darin wieder und kauft sie von einem befreundeten Künstler. Beim täglichen Blick aus dem Fenster sah er diesen "Nischel". Der Mann hatte Humor.










Den Blick aus seiner "Vinothek" versüßte er sich mit dieser "Sonnenbadenden".
Man kann sich gut vorstellen, wie ihn nach dem ein oder anderen Gläschen Wein die Inspiration durchdrang ......






Im tiefsten Osten lebt die DDR mit Wilhelm Pieck, FDJ und Pionierorganisation im wundervollen Renaissanceschloss Penkun immer noch.




Was hat die Uhr geschlagen ....!?






.
Hier kuscheln unsere Fahrräder in Ratzdorf, dem Zusammenfluss von Oder und Neiße.


Kurz hinter Schwedt verschmilzt dieses ehemalige Kraftwerk mit der Natur.








Dieses Foto entstand im Kloster Neuzelle, das nicht nur wegen seines leckeren Klosterbräues empfehlenswert ist. Es gibt barocke Pracht in der Kirche, ein Museum mit Kreuzgang, einen kleinen See und herrliche Parkanlagen.










Dieser wackere Ritter umrahmt von "Simpsons-Wölkchen" bewacht das wunderschöne "Pückler-Schloss" in Bad Muskau.

Montag, 12. Juli 2010

Endlich Ostsee

Zuerst möchte ich mich bei allen bedanken, die uns ihr Grüße und Kommentare gesandt haben. Es macht natürlich viel mehr Spaß, den Blog zu pflegen, wenn man auch merkt, dass jemand das Ganze liest. Ich hoffe, ihr seid nicht böse, wenn ich nicht jedem persönlich antworten kann. MO

(Die nächste Woche werden wir wohl hier verbringen, so dass es vorerst etwas ruhiger auf meinem Blog wird. Ich melde mich, wenn es dann nach Skandinavien geht. Rechtschreib- und andere Fehler bitte ich zu entschuldigen, da ich keine Kraft habe, mir noch einmal alle Geschriebene durchzulesen.)

12.07.2010 Nach 593 km erreichen wir die Ostsee. Trotz "Jahrhundert-" oder "Jahrtausendsommer" (?? Ich weiß nicht, was die Medien jetzt aus dem schönen Wetter machen??) haben wir unser Ziel erreicht. Wir sind auf einem wunderbar alternativen, privaten Zeltplatz gelandet, denn ich bereits im Frühjahr ausfindig gemacht habe. Noch ein echter Geheimtipp, preiswert, urrig und unbedingt zu empfehlen!!! Also hier die Koordinaten: Sabine Holtgräfe, Karlshagen, Telefon: 038371-21753, usedomsabine@t-online.de - an der einzigen Tankstelle in Karlshagen links Richtung Hafen abbiegen - nach ca. 300 Meter findet ihr ihn auf der linken Straßenseite. Es gibt auch Internet am Kiosk. Deshalb können jetzt 4 Tage aufgearbeitet werden.

5. Etappe Frankfurt - Zollbrücke (82 km - 372 km)

Nach unserem Kurzbesuch bei Silkes Eltern (war übrigens super, also nix mit Wasser und Brot, danke) erwartete uns ein sehr heißer Tag mit vielen schattenlosen Abschnitt entlang des Oderdammes, auf dem wir auch noch Sandsäcke u.ä. von der Hochbekämpfung sahen. Wir kommen zwar schon gegen 9.30 Uhr in Frankfurt los, aber es ist schon extrem heiß. Es wird langsam dünnerbesiedelt und es ist ratsam genügend Wasser dabei zu haben, denn nicht in jedem Ort gibt es eine Gaststätte oder eine Einkaufsmöglichkeit, aber das ist erst der Anfang. Nach ca. 60 km geht dann gar nichts mehr. Gegen 14.00 Uhr entschließen wir uns eine längere Pause in der Hafenkneipe von Kienitz einzulegen. Besondere Attraktion des Ortes: Ein echter russischer T 24-Panzer mitten auf dem Dorfplatz. Eigentlich wollen wir bis zur Zollbrücke, doch unter der in der Bikeline-Karte angegebenen Nummer gibt es keinen Anschluss. Zum Glück kommt die Gastwirtin irgendwann darauf, dass bei der Vorwahl eine 7 am Schluss fehlt. Also wir erreichen jemanden, bekommen das letzte Zimmer und kündigen uns für 20.00 Uhr an. Zwar ist nach 18.00 Uhr nicht wirklich kühler, aber immerhin erhaschen wir durch die tiefstehende Sonne ab und an ein wenig Schatten. Das Zimmer im Gasthof "Zollbrücke" ist wirklich ein Glücksfall. Im ehemaligen Kaminzimmer des alten Gasthofes gelegen ist es wirklich kühl und mückenfrei. Zollbrücke ist entgegen der Orte, die wir auf den letzten 80 km gesehen haben, voll mit Menschenund das liegt am "Theater am Rand", das Tobias Morgenstern (Akkordeon, Piano - denn Gerhard Schöne Fans wird er von "l'arte passage" bekannt sein) und der Chefarzt Dr. Bellmann aus der MDR-Serie "In aller Freundschaft" betreiben. Es wird in diesem herrlichen Freilufttheater allerdings nicht operiert , sondern man kann dort Theater und Konzerte vom Feinsten erleben. Eine unbedingte Empfehlung direkt an der polnischen Grenze.

6.Etappe (Zollbrücke - Penkun- 94 km/ 466 km)

Wir haben unsere Strategie geändert. Am Abend hat uns der Gastwirt das Frühstück in den Kühlschrank gelegt, so dass wir 6.00 Uhr aufstehen und 7.00 Uhr starten können. Die ersten 2 Stunden sind wirklich sehr angenehm, allerdings stimmen dieKilometerangaben am Zollhaus nicht. Statt nach der versprochenen 35 erreichen wir Schwedt erst nach 50 km und somit nicht 9.30 Uhr sondern erst 11.30 Uhr. Das heißt wieder Hitze pur und fast alles auf dem schattenlosen Deich. Eigentlich reicht es, aber wir haben uns schon ein verlockendes Ziel ausgesucht - Penkun, umgeben von 5 Seen und mit einem Schloss aus der Spätrenaissance. Jetzt heißt es nur noch so schnell und schattenreich wie möglich ankommen. Also weichen wir jetzt großzügig vom Radweg ab und wählen bevorzugt Straßen, die durch den Wald gehen. Das kann man auch problemlos machen, da das Verkehrsaufkommen relativ gering ist. Erst Handlung in Penkun: Baden im See. Leider findet man in der kleinsten Stadt MeckPomms zwischen 14.00 und 17.00 Uhr keine Eiscafe, kein Geschäft und auch keine Gasthof. Zum Glück bekommen wir einen Bungalow am See (35,-€ ohne Frühstück) - Nachteil - sehr heiß und unglaublich viele Mücken. Das erfrischende Spiel Deutschland - Uruguay sehen wir im Gasthof, der am Abend dann doch noch öffnet. Die Nacht ist die Hölle: Wir haben die Wahl zwischen 40 Grad oder hunderte Mücken. Wir wählen den Zwischenweg, d.h. Stoßlüftung und anschließend Mückenjagd. Gefühlte Schlafzeit - 30 Minuten.

7.Etappe (Penkun - Ückermünde/ 75 km/ 541 km)

Wir starten wieder 7.00 Uhr und sind bereits nach 90 Minuten in Löcknitz. Hier bekommen wir ein Super-Frühstück im "Haus am See" (Gutes Haus, Zimmer mit Frühstück hätte man für 77,- € bekommen). Ab da heißt es wieder Alternativrouten zu finden. Möglichst Landstraßen mit Wald oder hohen Alleebäumen. Schön, dass es die hier noch gibt!!! Die Strecke zwischen Schwedt und dem Stettiner Haff kann man getrost als gastronomische Wüste bezeichnen. Also ganz wichtig hier immer mit vollen Trinkflaschen und etwas Proviant reisen. Rieth - der erste Ort am Haff - hat ein schönes Eiscafe, in dem ich ein schweizer Pärchen kennenlerne. (Silke nimmt heute für die letzten Kilometer die Bahn) Die Beiden erzählen ganz begeistert von ihren Erlebnissen im "wilden Osten". Ich kann ihnen noch einige Tipps für ihr Weiterfahrt geben und wir wünschen uns guten Weg. 13.00 Uhr erreiche ich Ückermünde und kann Silke noch rechtzeitig vom Bahnhof abholen. Den Rest des Tages & die Nacht verbringen wir auf dem Grundstück der Familie Burkhardt, Freunden aus Dresden, treffen Silkes Patenkind Friedrich mit Freunden und andere Bekannte aus Dresden.

8. Etappe (Ückermünde - Karlshagen - 52 km/ 593 km)

Am Morgen stehen wir 7.30 Uhr in einer langen Schlange mit vielen Radlern und hoffen, das der kleine Kutter uns alle mit nach Kamincke auf Usedom nimmt. Unglaublicherweise passen wirklich 50 Fahrräder auf die kleine Scholle, die uns übers Haff bringen soll. Alle Räder werden ordentlich auf dem Vorderdeck verstaut, so dass der Kapitän kaum noch das Fahrwasser sehen. Nach einer Stunde erreichen wir glücklich die Insel. Ab jetzt radeln wir auf altbekannten Pfaden, denn die Insel war 10 Jahre lang unser Urlaubsdomizil. Zwischen 1996 & 2006 konzertierte ich mit dem "Dresdner Barocktrio" meist eine Woche in Kirchen der Insel. Anschließend gab es dann immer noch eine Woche Sommerurlaub mit der Familie im Pfarrhaus in Ahlbeck gratis. (Ich muss jetzt dringend aufhören, denn die Mücken sind heute Abend echt aggressiv. Die stechen auch durch mein dickes Hemd und meine Socken.) Der Radweg über die Insel hat zwar auch in sich. Es geht permanent bergauf bergab, Vorteil: Es gibt fast immer Schatten und wenn es zu heiß wird, kann man in die Ostsee springen. Das ist echt erfrischend. Gegen 18.00 Uhr erreichen wir Karlshagen. Jetzt nur noch Zelt aufbauen, duschen und ein leckeres Steak von Sabines Grill mit einem frischen Fassbier dazu. Silke ist vor der Mückeninvasion ins Zelt geflüchtet, die letzten Gäste verlassen das Gartenlokal während ich noch vorm Laptop hänge. Deshalb Schluss für heute. MO