Donnerstag, 9. September 2010

Endlich wieder zu Hause!!!
Nur bei der Suche nach dem Eingang gibt es noch Probleme ....


Das ist Vilmante aus Vilnius/ Littauen mit ihrem Milchtopf .!?

Ein deutsch-polnisch-littauisches Frühstück

Trotz Starkregen wird von diesen Mittsiebzigern das Heu eingebracht.

So wird die karge Rente aufgebessert!

Mit voller Pferdestärke auf den Highway

Filmreife Kulisse in Gdansk

Und nun von der anderen Seite . .

Gdansk wird bei Nacht von einem Monster bewacht.

Sachen trocknen vor dem nächsten Regen

Mein treuer Freund vor der letzten Fährfahrt von Danzig nach Hel

Letztes Ostseebild - An Baden ist hier nicht mehr zu denken

Wieder in Deutschland - Ahlbeck Grenze

Die kleine Runde um die Ostsee findet ihren Abschluss, wo alles begann - auf einem kleinen privaten Zeltplatz bei der Usedom-Sabine

Freitag, 3. September 2010

Es ist vollbracht

Die Kette quietscht, der Hals kratzt und die Beine sind schwer, aber am 02.09.2010 erreiche ich nach 8 Länder in 7 Wochen, 6 Hauptstädte und 5 andere große europäische Städte, 4 Fährfahrten und 3 Inseln sowie 2 Radreparaturen und einem großen vorherbstlichen Tief Ahlbeck/ Usedom und somit den Ausgangspunkt meiner Rundfahrt.
- Wie immer könnt ihr die Fehler, die ihr findet, behalten!!!! -
Ausführlichere Informationen gibt es in den nächsten Tagen!

26.08. Kaunas - 10 km - Die wohl kürzeste Etappe

Nach einer anderthalbstündigen, ca. 100 km langen und mit sehr anregenden Gesprächen gefüllten Fahrt mit "meinem Hoteldirektor" erreichen wir die Stadtautobahn von Vilnius, wo ich abgesetzt werde. Ich bekomme noch seine Visitenkarte: "Falls irgend etwas nicht klappt, nur anrufen. Ich komme." - Über die Schnellstraßen von Kaunas versuche ich so schnell wie möglich mein Hotel zu erreichen und durchquere dabei die Plattenbau gefüllten Vororte der zweitgrößten Stadt Littauens. Meine Herberge liegt gut zwei Kilometer vom Zentrum. Ich brauche nur dem ebenso langen Fußgängerboulevard zu folgen, der gegen 21 Uhr fast menschenleer ist, denn natürlich sind alle Geschäfte geschlossen. Dafür bekomme ich diese Stadt bei Nacht mit ihren vielen angestrahlten Kirchen. Am Markt löst sich leider grad das Open-Air-Konzert auf. Also wird es heute nichts mehr mit Livemusik. Doch für ein gutes Essen dick in Decken eingewickelt auf der Terasse eines Restaurants mit Blick auf den belebten Markt reicht es noch. Zum Abschluss gibt es noch die erste Taxifahrt an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei zurück zum Hotel.

27.08. Kaunas - Motel an der litauisch- polnischen Grenze - 88 km

Am Morgen überlege ich noch kurz mir die Stadt noch bei Tag zu besehen, allerdings sieht es mal nach ein paar Stunden ohne Regen aus und so beschließe ich schnell loszufahren. Was ich noch von der Stadt mitbekomme ist überwiegend grauer Beton, so dass ich meinen Entschluss nicht bereue. Kaunas wird immer mit seinen nächtlich angestrahlten Kirchen in meiner Erinnerung bleiben.
Auf dem Weg Richtung Süden versuche ich immer die großen Straßen zu meiden, da die Nebenstraßen landschaftlich reizvoller und verkehrsärmer sind. Da der größte Teil des Landes landwirtschaftlich geprägt ist und somit wenig Schutz durch Bäume oder ähnliches bietet, bekommt man natürlich die volle Kraft des herbstlichen Windes zu spüren.
Doch allemal besser als der Horror der Fernverkehrsstraßen! Meist gibt es nur 20 bis 30 Zentimeter Randstreifen und der Rückstau der vorbeirauschenden LKW bringt mich ganz schön ins Schleudern. Doch heute spüre ich die Rücksichtslosigkeit littauischer Mobilisten besonders: Einmal rast ein überholender PKW mit Wohnanhänger direkt auf mich zu, so dass ich nur noch in den Straßengraben fahren kann, das andere Mal pfeift mir von hinten eine Landmaschine ca. 30 Zentimeter an meinem Kopf vorbei. Der LKW-Fahrer hatte wohl vergessen, dass diese rechts und links ca. einem Meter über seine Ladefläche seitlich hinausstand. Nach ca. 70 km erreiche ich die letzte größere littauische Stadt, also wahrscheinlich auch die letzte Gelegenheit ein trockenes Quartier zu finden. Das einzige, was ich finde, ist ein sündhaft teures Hotel. Allerdings bietet mir die junge Rezeptionistin auch gleich eine Laptop mit dem Hinweis an, ich könnte das Zimmer übers Internet zum halben Preis buchen. Aber das Wetter hält und ich will eigentlich weiter. So entschließe ich mich nach einigen Entschuldigungen für mein ungewöhnliches Ansinnen, sie zu fragen, ob auf meinem Weg nach Polen nicht vielleicht noch eine Unterkunft in Sicht ist. Sehr freundlich erklärt sie mir, ich würde kurz vor der polnischen Grenze noch ein Motel finden. Diese erreiche ich gegen 16.00 Uhr bei einsetzendem Regen, der die nächsten 20 Stunden auch nicht wieder aufhören wird. Nun sitze ich in einem Motel 5 km vor der polnischen Grenze, neben mir rauscht die Fernverkehrsstraße und auf meine Dachfenster prasselt der Regen. Irgendwie ist es ein bissl wie Sinnflut. Die Prognosen im TV sind auch finster und die Moral sinkt. Aus Verzweiflung sehe ich mir "Ice Age" auf littauisch an. Den einzigen Lichtblick an diesem Abend treffe ich an der Bar - Rick. Rick ist Trucker, kommt aus Schottland und hat eine deutsche Freundin. Z.Z. ist er gerade mit der Bühne von "U2" von Moskau nach Wien unterwegs von wo es dann weiter nach Istanbul gehen wird und würde mich sofort mitnehmen. Warschau, Brno, Wien- egal wohin du willst. Meine Radlerehre und die Hoffnung, dass es am nächsten Tag schon irgendwie besser werden wird, lässt mich auf sein Angebot nicht eingehen. Als am nächsten Morgen der Regen unvermindert auf meine Dachfenster prasselt, denke ich nur "Rick". Doch der ist schon weg: C'est la vie.

28.08. Motel an der litauisch-polnischen Grenze - Warschau via Suwaltki - 42 km

Als es kurz vor Mittag immer noch sinnflutartig regnet, habe ich mich innerlich schon fast auf einen weiteren Tag in diesem tristen Motel eingestellt, als der Regen plötzlich aufhört und es ein wenig aufhellt. So erreiche ich in 2 Stunden ohne Regen das trieste, polnische Suwaltki. An diesem Tag ruft dieser Ort nur eine Reaktion bei mir hervor. So schnell wie möglich weg hier. Die nächsten größeren Ortschaften in Richtung Masuren, wohin ich mich eigentlich wenden wollte, sind gut 90 Kilometer entfernt und bei diesen unsicheren Witterungsverhältnissen mit dem Fahrrad heute kaum noch zu erreichen. Eine erhofft Zugverbindung in diese Richtung gibt es am nächsten Morgen um sechs mit mehrmaligem Umsteigen. Zwei Züge gibt es noch: Einen zurück nach Vilnius/ Littauen und eine Zug, der an diesem Tag noch nach Warschau fährt. Plötzlich sitze ich in einem Zug nach Warschau und fahre 5 Stunden durch Wald- und Seenlandschaft. Das "Centrum-Hotel", das ich sehr günstig übers Internet gebucht habe, erweist sich als Flop, denn es liegt mitnichten im Zentrum. Am Ende bleibt mir nichts anderes übrig, als mein Fahrrad samt Gepäck im nächtlichen Warschau in ein Taxi zu packen und mich 12 km in die Vorstadt fahren zu lassen.

29.08. Warschau - Danzig per Zug - 15 km

Es ist Sonntag und ich bin wieder in einer europäischen Hauptstadt. - Am Morgen radle ich durch die Warschauer Vorort wieder Richtung Zentrum. Einige Telefonate in die Heimat prophezeien für die nächsten Tage keine wirkliche Wetterbesserung, so dass ich ernsthaft überlege, irgend einen Zug Richtung Deutschland zu nehmen. Warschau nehme ich als eine Stadt aus Glas, Stahl und Beton mit einigen Stalinbauten wahr, die man nicht unbedingt gesehen haben muss. Vorm Rathaus ist eine riesen Veranstaltung, wie ich später erfahre, zum 30. Jahrestag der Solidarnocz-Gründung. Irgendwie will ich doch wieder auf den Richtungen Weg kommen und beschließe, den nächsten Zug nach Danzig zu nehmen. Der nette Bahnmitarbeiter, der auch sehr gut deutsch spricht, erklärt mir allerdings bedauernd, dass an diesem Tag in allen Zügen nach Danzig die Fahrradkontigente ausgeschöpft sind. Einzige Chance: Auf den Bahnsteig gehen und den Schaffner fragen, ob noch Platz ist. Er schreibt mir sogar noch einige Sätze auf polnisch auf, die ich dem Schaffner vorlegen kann. So beschließe ich, das "Schicksal" entscheiden zu lassen. Entweder ich komme in den nächsten Zug nach Danzig und bin am Abend wieder an der Ostseeküste oder ich fahre nach Hause. Am Ende finde ich keinen Schaffner und hieve mein Fahrrad einfach in den völlig überfüllter Zug, in den ich mit meinem Fahrrad eigentlich gar nicht hätte einsteigen dürfen. Deshalb erzähle ich dem Schaffner beim Nachlösen auch gar nichts von meinem Fahrrad und komme so wieder auf den rechten Weg. Danzig ist einfach traumhaft schön, weshalb ich auch eine sündhaft teure Herberge direkt gegenüber vom alten Rathaus beziehe. So bin ich mitten in der Altstadt und kann den Abend und den nächsten Vormittag zur Erkundung der Stadt nutzen. Diese Stadt hält, was die Reiseführer versprechen: Viel, besonders auch deutsche Historie und filmreife Kulissen.

30.08. Danzig via Hel auf Schloss Krokowa - 62 km
Während meiner vormittäglichen Sightseeingtour höre ich aus irgend einem Restaurant "Die perfekte Welle" von "Juli", dazu lugt die Sonne ab und an hinter dicken Wolken hervor. Der letzte Abschnitt meiner Tour - der 3. Teil des Ostseeradweges von Danzig nach Ahlbeck kann beginnen. Gegen Mittag geht es in ca. 2 Stunden mit der Fähre auf die vorgelagerte Halbinsel Hel, so dass ich dem Verkehr von Gdynia und Sopot entgehe. Das ich dort wirklich nichts verpasse, werden mir einige Tage später noch andere Radler (Knut & Heike)bestätigen. Der Radler-Wetter-Gott wird mir die nächsten vier Tage holt sein und es vor allem nachts oder zu Zeiten, in denen ich nicht radeln muss, regnen lassen. Die kurze Etappe absolviere ich recht zügig auch dank ordentlicher Straßen- bzw. Radwegverhältnisse. Schloss Krokowa ist wirklich eine kleine Perle, die sehr liebevoll mit deutschen und EU-Geldern saniert wurde. Am Nachmittag schlendere ich durch den Schlosspark und am Abend geniese ich, was die Schlossköchin zaubert. Am nächsten Morgen übertrifft sie sich übrigens noch mit einem wirklich feudalen Frühstücksbufett.
Höhepunkt der wechselvollen Geschichte diese Gutes ist übrigens das Leben zwei deutscher Brüder, die als letzte Besitzer zu Zeiten des 3. Reiches auf polnischer und deutscher Seite sich quasi im Felde gegenüberstanden...

31.08. Schloss Krokowa - Ustka - 122km

01.09. Ustka - Kolobrzeg/ Kolberg - 125 km

02.09. Kolobrzeg/ Kolberg - Usedom 121 km (4.125 km)